Das ist der Schweizer Medianlohn – und in dieser Region verdienst du am besten
Im Rahmen der Lohnstrukturerhebung 2024 hat das Bundesamt für Statistik heute den Bruttomedianlohn der Schweiz für das Jahr 2024 bekanntgegeben. Dieser lag für eine Vollzeitstelle (privater und öffentlicher Sektor zusammen) bei 7024 Franken und damit 236 Franken höher als noch im Jahr 2022.
Die 10 Prozent der Arbeitnehmenden mit den tiefsten Löhnen verdienten weniger als 4635 Franken pro Monat, während die am besten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmenden einen Lohn von über 12'526 Franken erhielten.
Zwischen 2008 und 2024 blieben die Unterschiede zwischen dem oberen und unteren Ende der Lohnpyramide in der Gesamtwirtschaft insgesamt stabil. In diesem Zeitraum stiegen die Löhne der am schlechtesten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmenden am stärksten an (+18,1 Prozent), bei den am besten bezahlten Arbeitnehmenden erhöhten sie sich um 16,8 Prozent. In der «Mittelschicht» fiel das Lohnwachstum mit 15,4 Prozent am tiefsten aus.
Arbeitgeber-Direktor Roland A. Müller freut sich in der Medienkonferenz des Bundes über die hohen Gehälter: «Die Löhne in der Schweiz gehören zur absoluten Spitze. Der Schweizer Arbeitsmarkt funktioniert insgesamt sehr gut.» Daniel Lampart, der Chefökonom des Gewerkschaftsbunds, relativiert später allerdings: «Die Lohnentwicklung der letzten Jahre war für die Normalverdienenden schlecht.» Denn die Reallöhne seien in den letzten fünf Jahren leicht gesunken. Die Teuerung hat die Lohnerhöhungen also wieder zunichte gemacht.
Grosse Lohnunterschiede je nach Branche
Dennoch: Je nach Wirtschaftszweig waren 2024 grosse Lohnunterschiede zu beobachten. Deutlich über dem Medianlohn (7024 Franken brutto pro Monat) lagen die Löhne in Branchen mit hoher Wertschöpfung wie der Forschung und Entwicklung (9139 Franken), der Pharmaindustrie (10'159 Franken), den Banken (10'723 Franken) oder der Tabakindustrie (14'304 Franken).
In der Mitte der Skala waren Branchen wie Metallerzeugung und -bearbeitung (6279 Franken), Baugewerbe (6616 Franken), Luftfahrt (7134 Franken), Grosshandel (7478 Franken) und Maschinenindustrie (7632 Franken) zu finden. Zuunterst in der Lohnpyramide waren der Detailhandel (5214 Franken), die Beherbergung (4715 Franken), die Gastronomie (4744 Franken) und die persönlichen Dienstleistungen (4496 Franken) angesiedelt.
Die Lohnhierarchie wird weitgehend vom Ausbildungsniveau bestimmt. Mit einem universitären Abschluss erhielten Arbeitnehmende für eine Vollzeitstelle einen Bruttomonatslohn von 10'533 Franken, mit einem Fachhochschulabschluss 9288 Franken und mit einem EFZ 6390 Franken.
Bei vergleichbarer Ausbildung waren hingegen die Art der Funktion und die ausgeübte Tätigkeit im Unternehmen ausschlaggebend für die Höhe der effektiven Entlöhnung. Eine Person mit Universitätsabschluss verdiente in einer Stelle mit einem hohen Mass an Verantwortung 14'409 Franken, während es in einer Stelle ohne Verantwortung 8645 Franken waren. Analog dazu belief sich der Lohn für eine Person mit EFZ in einer Stelle mit einem hohen Mass an Verantwortung auf 8252 Franken und in einer Stelle ohne Verantwortung auf 6162 Franken.
Lohnunterschiede zwischen Geschlechtern kleiner
In der Gesamtwirtschaft verringert sich das Lohngefälle (Median) zwischen Frauen und Männern stetig. 2024 lag es bei 8,4 Prozent, gegenüber 9,5 Prozent im Jahr 2022, 10,8 Prozent im Jahr 2020 und 11,5 Prozent im Jahr 2018. Die geschlechterspezifischen Lohndifferenzen lassen sich teilweise durch unterschiedliche Merkmale der Person (beispielswiese Bildungsniveau, Alter) oder der besetzten Stelle (das Verantwortungsniveau am Arbeitsplatz und der Wirtschaftszweig) erklären. Diese Lohnunterschiede widerspiegeln die unterschiedliche berufliche Integration der Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt.
Die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede nehmen zwar stetig ab, sind jedoch umso ausgeprägter, je höher die Hierarchiestufe ist. So verdienten im Jahr 2024 Frauen in Stellen mit hohem Verantwortungsniveau 10'077 Franken brutto pro Monat, während Männer auf derselben Stufe 11'715 Franken erhielten, was einer Differenz von 14,0 Prozent entspricht (2022: 14,7 Prozent; 2020: 16,8 Prozent; 2018: 18,6 Prozent). Am anderen Ende der Skala, bei Arbeitsstellen ohne Kaderfunktion, war das Lohngefälle 2024 mit 5,2 Prozent zuungunsten der Frauen weniger ausgeprägt (2022: 5,7 Prozent; 2020: 6,9 Prozent; 2018: 7,6 Prozent).
Wie in den Vorjahren war die Verteilung der Frauen und Männer innerhalb der verschiedenen Lohnklassen nach wie vor sehr ungleich. Am unteren Ende der Lohnpyramide, das heisst bei einem Vollzeitbruttolohn von weniger als 4500 Franken, fanden sich 62,0 Prozent Frauen und 38,0 Prozent Männer. Umgekehrt waren bei den Arbeitnehmenden mit einem Gehalt von mehr als 16 000 Franken pro Monat 74,9 Prozent Männer und 25,1 Prozent Frauen.
Anteil der Tieflohnstellen bleibt unverändert
2024 entsprach eine Tieflohnstelle einer Vollzeitstelle mit einem monatlichen Bruttolohn von weniger als 4683 Franken. Der Anteil der Tieflohnstellen belief sich auf 10,8 Prozent (2022: 10,5 Prozent). Zwischen 2008 und 2024 blieb dieser Anteil in der Schweiz sehr stabil bei 10,2 Prozent bis 11,7 Prozent.
Folgende Wirtschaftszweige verzeichneten 2024 einen hohen Anteil an Tieflohnstellen: Detailhandel (24,6 Prozent), Luftfahrt (26,3 Prozent), Gastronomie (47,8 Prozent), Beherbergung (48,7 Prozent) und persönliche Dienstleistungen (56,3 Prozent). Im Gegensatz dazu war der Anteil der Tieflohnstellen bei den Banken (0,6 Prozent), den Versicherungen (0,8 Prozent) und der öffentlichen Verwaltung (1,4 Prozent) sehr gering.
Auffallend: Im Tieflohnsektor arbeiten deutlich mehr Ausländerinnen und Ausländer als Schweizerinnen und Schweizer: Jeder Fünfte ohne Schweizer Pass arbeitete in einer Tieflohnstelle, mit Schweizer Pass war es jeder Zwölfte. Besonders hoch ist die Tieflohnquote bei den Kurzaufenthalterinnen mit 38 Prozent. Dabei handelt es sich vornehmlich um Saisonniers in der Landwirtschaft.
Mehrheit der Unternehmen zahlt einen 13. Monatslohn
Über drei Viertel (75,9 Prozent) der Arbeitnehmenden erhielten 2024 einen 13. Monatslohn. Der Anteil der Unternehmen, die nahezu all ihren Angestellten einen 13. Monatslohn zahlen, stieg zwischen 2022 und 2024 leicht von 45,8 Prozent auf 46,4 Prozent. Lediglich 27,9 Prozent der Unternehmen zahlten gar keinen 13. Monatslohn aus.
Boni bleiben nahezu gleich
2024 erhielt ein Drittel (32,6 Prozent gegenüber 33,6 Prozent im Jahr 2022) der Arbeitnehmenden einen Bonus, das heisst eine unregelmässige, zusätzlich zum Grundlohn ausbezahlte jährliche Sonderzahlung. Der Wert der ausbezahlten Jahresboni stieg leicht auf durchschnittlich 11'967 Franken (gegenüber 11'670 Franken im Jahr 2022).
Die Höhe der Boni variierte je nach Wirtschaftszweig und Verantwortungsniveau im Unternehmen deutlich. Dem oberen Kader wurden in der öffentlichen Verwaltung durchschnittlich 4364 Franken, in der Herstellung von Textilien 17'207 Franken, im Baugewerbe 28'193 Franken, im Detailhandel 34'395 Franken, in der Informatik 58'747 Franken, im Grosshandel 92'544 Franken, bei den Banken 147'796 Franken und in den mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundenen Tätigkeiten 151'819 Franken ausbezahlt.
Personen ohne Führungsverantwortung erhielten ebenfalls Boni. Diese fielen jedoch mit durchschnittlich 4601 Franken pro Jahr deutlich tiefer aus (2022: 4870 Franken).
Zürich an der Spitze, Tessin als Schlusslicht
Die Schweizer Monatslöhne variieren zwischen den Regionen immer noch deutlich. Während der Bruttomedianlohn 2024 schweizweit 7024 Franken betrug, belief er sich in der Region Zürich auf 7502 Franken und im Tessin auf 5708 Franken.
Die 10 Prozent der bestbezahlten Personen verdienten in der Region Zürich über 13'970 Franken brutto pro Monat, in der Genferseeregion 12'636 Franken, in der Ostschweiz 11'030 Franken und im Tessin 10'012 Franken. Am anderen Ende der Skala, bei den am schlechtesten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmenden, waren die Lohnunterschiede zwischen den Grossregionen deutlich weniger ausgeprägt. Die Löhne beliefen sich auf weniger als 4761 Franken in der Grossregion Zürich, 4585 Franken in der Genferseeregion, 4563 Franken in der Ostschweiz und 3783 Franken im Tessin.
Diese regionalen Lohnunterschiede sind im Laufe der Zeit relativ beständig. Sie lassen sich weitgehend durch die räumliche Konzentration von Wirtschaftszweigen mit hoher Wertschöpfung und durch strukturelle Besonderheiten der regionalen Arbeitsmärkte erklären. (pre/can)
