Die von militanten Gewerkschaftern behinderte Treibstoffversorgung in Frankreich hat sich nach Angaben der Regierung etwas entspannt. In einigen Regionen sei die Lage fast normal, sagte Verkehrsminister Alain Vidalies am Samstag.
Die Krise sei aber noch nicht überstanden. Seit Monaten gehen Hunderttausende Franzosen aus Protest gegen die Reformvorhaben der Regierung auf die Strassen. Dabei kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstössen mit der Polizei. Auch während der Fussball-EM, die in zwei Wochen beginnt, wollen die Gewerkschaften streiken.
Ministerpräsident Manuel Valls traf am Samstag die in der Krise zuständigen Akteure in den Behörden sowie in der Treibstoff- und der Transport-Branche. Er werde weiterhin alles tun, damit die französische Bevölkerung sich mit Treibstoff versorgen könne und die Unternehmen nicht bestraft würden. Deshalb werde die Entfernung von Blockaden fortgesetzt, sagte der Regierungschef nach dem Treffen.
Er respektiere die Gewerkschaften. Es sei aber nicht akzeptabel, Häfen, Treibstofflager und Raffinerien zu blockieren, insbesondere zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Wirtschaft allmählich erhole, sagte Valls gegenüber der Zeitung «Le Parisien» vom Samstag.
Er sei entschlossen, an den bereits beschlossenen Arbeitsmarktreformen festzuhalten. Auch Präsident Francois Hollande hat wiederholt erklärt, er werde an der Reform festhalten und nicht zulassen, dass die Proteste die Konjunktur abwürgten.
Streiks während Fussball-EM
Der Gewerkschaftsbund Force Ouvrière hatte am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters Streiks auch während der Fussball-Europameisterschaft angekündigt. «Wir haben beschlossen, an jedem Spieltag in den jeweiligen Austragungsorten zum Streik aufzurufen», sagte Patrice Clos von der Force Ouvrière.
Betroffen seien etwa der öffentliche Personen- und der schwere Güterverkehr, Krankentransporte sowie die Müllabfuhr. Erst wenn die Regierung ihre Reformpläne zurückziehe, werde die Gewerkschaft ihre Massnahmen einstellen. Die EM beginnt am 10. Juni. Gespielt wird in zehn Stadien. (sda/reu/afp)