Nach einer Serie von Suiziden unter Ureinwohnern hat ein Untersuchungsbericht der kanadischen Justiz vernichtende Kritik am System der Indianerreservate geübt. Die Menschen in den Reservaten lebten wie in einem «Apartheid-System».
Kanadas Indianer seien in Reservaten untergebracht, «wo sie sich nicht entwickeln oder emanzipieren können», heisst es in dem am Samstag vorgelegten Bericht eines Untersuchungsrichters in der Provinz Québec. Das zugrunde liegende Gesetz sei eine «archaische und überholte Regelung, die zwei Sorten von Bürgern schafft - die Ureinwohner und die Nicht-Ureinwohner».
In der Folge seien die Ureinwohner seit mindestens 150 Jahren in Reservaten untergebracht, deren Lebensumstände der Hauptgrund für die vielen gesellschaftlichen Probleme der Indianer seien. Der Bericht nennt Arbeitslosigkeit, Armut, Alkoholismus, Drogenkonsum, Kriminalität, familiäre Gewalt, Schulversagen und Suizide.
«Kollektives Leid»
«Es ist an der Zeit, dieses Apartheid-Regime zu beenden», fordert der rund 40-seitige Bericht, der von Untersuchungsrichter Bernard Lefrançois erstellt wurde.
Lefrançois war mit der Untersuchung beauftragt worden, nachdem sich in einer kleinen Indianersiedlung im Norden Québecs 2015 binnen weniger Monate fünf Menschen das Leben genommen hatten. Im Leid dieser fünf Menschen spiegle sich das «kollektive Leid einer ganzen Gemeinschaft» wider, resümiert der Bericht. (sda/afp)