Der Schaden geht in die Hunderttausende, die Beute beträgt null Euro. Gangster haben im nordrhein-westfälischen Dinslaken einen Güterzug entgleisen lassen. Gezogen wurde dieser von einer SBB-Lokomotive.
Offenkundig um einen Geldautomaten aufzubrechen, hatten die Gangster das Hunderte Kilo schwere Gerät auf die Gleise gelegt.
«Explosionsgefahr»: Die Gefahrgut-Schilder an den Kesselwagen zeigen, was alles hätte passieren können. Grosse Mengen Flüssiggas sind in den Tanks des Güterzugs, der am Donnerstag im Bahnhof von Dinslaken am nordwestlichen Rand des Ruhrgebiets von Gangstern zum Entgleisen gebracht wird.
Es ist 2.36 Uhr am frühen Donnerstagmorgen, als es im Bahnhof mitten in Dinslaken knallt. Der Güterzug hat einen Geldautomaten gerammt, den Kriminelle auf die Schienen gelegt haben.
«Was passiert wäre, wenn einer der Kesselwagen leckgeschlagen wäre, darf man sich gar nicht ausmalen», sagt Polizeisprecher Uwe Esselborn. Tatsächlich springt der gepanzerte Automat auf und Geldscheine fliegen umher, aber auch die Lok springt aus den Gleisen.
SBB-Lok muss abgeschleppt werden
Der Lokführer und seine beiden Begleiter kommen mit dem Schrecken und leichten Prellungen davon, sagt ein Sprecher der SBB. Es war eine Lok der SBB, die den Güterzug zog.
Sie ist nicht mehr fahrtüchtig und muss abgeschleppt werden. Ein Rad ist abgerissen, der Schaden liege im sechsstelligen Bereich, heisst es bei Bahn und Bundespolizei. Auch die Bahnstrecke ist in Mitleidenschaft gezogen, auch hier geht der Schaden in die Hunderttausende.
Der Lokführer versichert bei seiner Vernehmung, dass sich die Unbekannten nicht an die Geldscheine herangetraut hätten. Er habe bis zum Eintreffen der ersten Helfer niemanden gesehen, sagt ein Sprecher der Bundespolizei, die bald darauf den Tatort abgesichert hat und die Scheine einsammelt.
Die Zugstrecke zwischen dem Ruhrgebiet und Wesel am Niederrhein bleibt für fünfeinhalb Stunden gesperrt. Tausende Reisende sind betroffen, 44 Passagierzüge von vier Regionallinien sind betroffen. Auch drei Züge des Fernverkehrs von und in die Niederlande müssen umgeleitet werden und fahren Verspätungen ein.
500 Kilogramm schwer
Die Gangster, von denen am Donnerstag jede Spur fehlt, hatten den Geldautomaten im Bahnhofsgebäude aus seiner Verankerung gerissen. Wie sie dies vollbracht haben, ist für die Ermittler unklar.
Dann haben sie das nach Polizeiangaben 500 Kilogramm schwere Gerät zu den Gleisen geschleppt - wofür wohl Hilfsmittel vonnöten waren. Die Kollision schleudert Trümmer sogar auf den Bahnsteig, der zum Zeitpunkt der Tat aber verwaist ist.
Nun suchen die Ermittler Zeugen, die in der Nacht Verdächtiges am Bahnhof beobachtet haben. Über eine Videoüberwachung verfüge dieser nicht, sagt der Polizeisprecher. (sda/dpa)