Beim alljährlichen Sirenentest haben am Mittwoch 98 von 100 Sirenen einwandfrei funktioniert. Das sind gleich viele wie im vergangenen Jahr. Trotzdem gibt es Kritik: Die Gehörlosen fühlen sich ausgeschlossen und fordern die baldige Einführung einer SMS-Alarmierung.
Die Bilanz des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BABS) ist positiv: Nur bei insgesamt 81 der rund 5000 fix installierten Sirenen seien Fehler festgestellt worden. Diese würden nun von den Kantonen und Gemeinden umgehend behoben, schrieb das BABS in einer Mitteilung vom Mittwochabend. Insgesamt bleibe die rasche Alarmierung der Bevölkerung bei einer Katastrophe sichergestellt.
Dank eines neuen Systems waren die gesamtschweizerischen Testergebnisse bereits nach wenigen Stunden bekannt. Die Migration auf das neue System hat laut dem Bundesamt einwandfrei funktioniert.
SMS statt Sirene für Gehörlose
Nebengeräusche gab es trotzdem. Der Schweizerische Gehörlosenbund (SGB) pocht auf die baldige Einführung der automatischen SMS-Alarmierung. «Im Notfall riskieren gehörlose Menschen heute ihr Leben, weil sie von Informationen ausgeschlossen werden», teilte der SGB mit.
Stein des Anstosses ist das Versprechen des BABS, wonach nach der Testphase des «Alertswiss»-Apps vom vergangenen Jahr eine automatische SMS-Alarmierung folgen werde. «Bisher hat sich aber noch nichts getan», schreibt der SGB.
Der Dienst «Alertswiss», welcher Notfall-Informationen online verbreitet, funktioniere zwar, und dessen geplante Einführung im Jahr 2017 werde begrüsst. Das Recht von gehörlosen Menschen auf vollen und gleichberechtigten Zugang im Sinne der UNO-Konvention sei aber erst dann erreicht, wenn sie in Notfallsituationen automatisch alarmiert würden, ohne selber aktiv werden zu müssen - mit einem SMS-Dienst eben.
BABS-Sprecher Kurt Münger will das Anliegen ernst nehmen, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte: «Bei der SMS-Alarmierung handelt es sich um ein wichtiges Instrument.» Dieses sei momentan in Planung. Technische, juristische und finanzielle Probleme müssten aber noch bewältigt werden.
Zwei verschiedene Alarme
Eine Premiere beim diesjährigen Test war, dass die etwa 5000 fest montierten Sirenen über ein einheitliches System gesteuert wurden. Das neue Steuerungssystem namens Polyalert war in den vergangenen Jahren entwickelt und eingeführt worden. Plangemäss konnten Ende 2015 die letzten Sirenen angeschlossen werden. Ältere und für Fehler anfällige Sirenen wurden ersetzt.
Getestet werden am frühen Mittwochnachmittag der Allgemeine Alarm und der Wasseralarm. Um 13.30 Uhr ertönte eine Minute lang der Allgemeine Alarm. Es ist ein auf- und absteigender Heulton.
Ab 14.15 Uhr und bis spätestens 15 Uhr war der Wasseralarm an der Reihe. Er besteht aus zwölf tiefen Dauertönen, die je zwanzig Sekunden dauern und in Abständen von je zehn Sekunden zu hören sind. Wasseralarmanlagen gibt es in den Nahzonen unterhalb von Stauanlagen.
Insgesamt gibt es in der Schweiz rund 7800 stationäre und mobile Sirenen. Handelt es sich nicht um einen Test, ist die Bevölkerung im Falle eines Alarms angehalten, Radio zu hören, die Anweisungen der Behörden zu befolgen und die Nachbarn zu informieren. (sda)