Flut im Balkan flaut ab – Helfer finden viele Leichen

Das serbische Obrenovac liegt 40 Kilometer von der Hauptstadt Belgrad entfernt.
Das serbische Obrenovac liegt 40 Kilometer von der Hauptstadt Belgrad entfernt.Bild: Serbian Interior Ministry
Unwetter

Flut im Balkan flaut ab – Helfer finden viele Leichen

18.05.2014, 18:52

Nach den verheerenden Unwettern in Ost- und Südosteuropa entspannt sich die Hochwasserlage allmählich – und enthüllt die Ausmasse der Katastrophe. Die Zahl der Toten in Bosnien und Serbien stieg auf über 40.

Die Pegelstände vieler Flüsse stiegen am Sonntag nicht mehr weiter. Kritisch blieb die Lage am Sonntag am Fluss Save, der durch den Norden Bosnien und den Westen Serbiens fliesst. Zehntausende Menschen in beiden Ländern mussten ihre Häuser verlassen, 100'000 Haushalte waren ohne Strom. Über den betroffenen Gebieten waren in den vergangenen Tagen die heftigsten Regengüsse seit mehr als 120 Jahren niedergegangen.

Im serbischen Obrenovac nahe Belgrad wurden nach Angaben von Ministerpräsident Aleksandar Vucic am Sonntag zwölf Leichen entdeckt, damit stieg die Zahl der Toten im Land auf 16. «Was uns widerfährt, geschieht nur einmal in tausend Jahren, nicht hundert, sondern tausend», sagte Vucic.

Bei Obrenovac bestand Gefahr für das Kraftwerk Nikola Tesla, das rund 50 Prozent der Stromproduktion Serbiens sicherstellt. In Sremska Mitvorica und anderen serbischen Städten wurden eine Million Sandsäcke aufgetürmt, um die Wassermassen zurückzuhalten. In der Hauptstadt Belgrad waren Tausende Freiwillige zur Verstärkung der Uferbefestigungen im Einsatz. Dort mündet die Save in die Donau.

Mehr als 30'000 Serben und Bosnier in Sicherheit gebracht

In Bosnien starben nach Behördenangaben bisher mindestens 27 Menschen in den Fluten, aus Kroatien und Polen wurden je ein Toter gemeldet. Allein im nordbosnischen Doboj wurden nach Angaben von Bürgermeister Obren Petrovic mehr als 20 Tote in die örtliche Leichenhalle gebracht. Aus anderen Landesteilen wurden mindestens sieben weitere Tote gemeldet.

Im bosnischen Samac warteten am Sonntag Hunderte Menschen auf Hilfe. Die Einsatzkräfte konnten aber zunächst nicht zu allen Eingeschlossenen in der Kleinstadt vordringen, sagte Bürgermeister Samo Minic.

Rund um Zenica in Zentralbosnien warteten 2000 Menschen auf das Eintreffen der Helfer. Insgesamt wurden in Serbien und Bosnien mehr als 30'000 Menschen aus den Hochwassergebieten in Sicherheit gebracht. In Polen und Kroatien forderte das Hochwasser je ein Todesopfer.

Erdrutsche als Folgen der Fluten

Während die Pegelstände vieler Flüsse in Bosnien und in Serbien am Sonntag örtlich konstant blieben oder sanken, stieg die Gefahr von Erdrutschen. Schlammlawinen zerstörten am Samstag nach Angaben der bosnischen Behörden das Dorf Olovo und machten acht Hauptstrassen unbefahrbar.

Im Westen von Serbien zerstörten Erdrutsche Dutzende Häuser in Krupanj und umliegenden Dörfern. Ministerpräsident Vucic bezifferte den finanziellen Schaden allein durch die Überflutung der Grube von Kolubara, des grössten Kohlebergwerks von Serbien, auf umgerechnet über 120 Millionen Franken. Er bat das Ausland um die Bereitstellung von Kindernahrung, Windeln, Kleidung, Medikamenten, Wasser und Desinfektionsmitteln.

Einsatzkräfte blieben in Bereitschaft

In Tschechien schien die Hochwasser-Gefahr gebannt. In Spindlermühle im Riesengebirge, wo an der Elbe in der Nacht auf Sonntag noch die höchste Alarmstufe ausgerufen wurde, gingen die Pegelstände allmählich zurück. Es werde erwartet, dass sie sich an allen Flüssen stabilisierten, teilte das Amt für Meteorologie und Hydrologie in Prag am Sonntag mit.

In drei östlichen Regionen des Landes blieben die Einsatzkräfte vorerst in Bereitschaft. Bei der Stadt Pribor setzte die Feuerwehr ihre Suche nach einem vermissten Wassersportler fort, der mit seinem Boot auf dem angeschwollenen Fluss Lubina gekentert war. Drei seiner Begleiter wurden gerettet.

Auch in den südpolnischen Hochwassergebieten besserte sich die Situation an der Weichsel und ihren Zuflüssen. «Die Lage stabilisiert sich», sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Samstag der Nachrichtenagentur PAP. (viw/sda)

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