Kroatien lässt die aus Serbien ankommenden Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Westeuropa passieren. Das gab Regierungschef Zoran Milanovic am Mittwoch im Parlament in Zagreb bekannt.
In der Nacht seien 150 Flüchtlinge aus Serbien kommend nach Kroatien eingereist sind. «Sie werden Kroatien durchqueren können, und wir werden ihnen dabei helfen», kündigte Milanovic an.Kroatien werde die Menschen in die Regionen «leiten», in die sie wollten, «nach Deutschland oder Skandinavien».
Nach der Schliessung der ungarisch-serbischen Grenze hatte am Mittwochmorgen eine erste Gruppe von Flüchtlingen die Grenze zwischen Serbien und Kroatien überschritten.
Wie ein kroatischer Polizeisprecher sagte, kamen «20 Migranten, vor allem Frauen und Kinder» bei Tovarnik an und würden derzeit registriert. AFP-Reporter beobachteten 30 bis 40 Flüchtlinge, die über die Grenze in das EU-Land kamen.
In der Nacht war eine Gruppe von rund 30 Flüchtlingen mit einem Bus in der serbischen Stadt Sid eingetroffen, die weniger als zehn Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt ist. Der Bus war am Dienstagabend in Presevo im Süden Serbiens gestartet. Die meisten der Flüchtlinge, die in Sid ankamen, waren Syrer oder Afghanen.
Kroatien schickte Minenräumer an die Grenze zu Serbien, wo Flüchtlinge unterwegs sind. Dort liegen noch zahlreiche scharfe Minen aus der Zeit des jugoslawischen Bürgerkriegs.
Nationaler Sicherheitsrat soll tagen
Angesichts der «von Tag zu Tag immer komplexer werdenden Flüchtlingskrise» warnte die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar Kitarovic vor «möglichen sozialen, wirtschaftlichen und sicherheitsrelevanten Auswirkungen». Daher sei «so bald wie möglich» eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrates erforderlich, sagte sie am Mittwoch. Als Termin nannte die Staatschefin Freitag oder Dienstag kommender Woche.
Wegen des hohen Andrangs von Flüchtlingen hatte Ungarn entlang seiner Grenze zu Serbien einen Grenzzaun errichtet. Am Dienstag trat überdies eine weitere Verschärfung der Einwanderungsgesetze in Kraft, wonach unerlaubter Grenzübertritt mit bis zu drei Jahren Haft bestraft wird.
Am Dienstag kündigte Budapest ferner an, nun auch an der Grenze zu Rumänien einen Zaun errichten zu wollen. Ungarn liegt auf der sogenannten Balkanroute, über die in den vergangenen Wochen zehntausende Flüchtlinge nach Deutschland und in andere EU-Länder gelangten.
Lage in Österreich entspannt sich
Im österreichischen Nickelsdorf sind seit Mitternacht hingegen keine Flüchtlinge mehr aus Ungarn eingetroffen. Ein Polizeisprecher sagte, es sei davon auszugehen, dass auch kaum noch neue Asylsuchende hier nach Österreich kämen.
Österreich verschärfte seine Kontrollen vor allem an der Grenze zu Ungarn. In Salzburg warten inzwischen rund 1400 Flüchtlinge auf die Weiterfahrt nach Deutschland. Der Zugverkehr ist jedoch derzeit eingestellt. (sda/reu/dpa/afp)