Sport
Unvergessen

Fussball: Chicago Sting wählt beim Draft das Playmate des Jahres 1975

Marylin Lange Playmate des Jahres 1975
Marilyn Lange posiert mit dem rosa Porsche 911, den sie zum Titel «Playmate des Jahres 1975» erhält.Bild: Playboy Enterprises
Unvergessen

Die Chicago Sting wählen beim Draft das Playmate des Jahres

14. Januar 1976: Brasiliens Fussballgott Pelé ist die grösste Nummer in der NASL, der North American Soccer League. Die Konkurrenz seiner New York Cosmos lässt jedoch nichts unversucht, um auch für Schlagzeilen zu sorgen.
14.01.2024, 00:0512.01.2024, 16:41
Ralf Meile
Folge mir
Mehr «Sport»

In den 1970er-Jahren erlebt der Fussball in den USA eine erste Blütezeit. In der North American Soccer League (NASL) lassen Weltstars wie Pelé, Franz Beckenbauer oder George Best ihre Karriere ausklingen. Auch Johan Cruyff und Gerd Müller zählen zu den zahlreichen grossen Namen, die bei Teams wie den New York Cosmos, den Los Angeles Aztecs oder den Fort Lauderdale Strikers zu vielen Dollars kommen.

Die FCZ-Legende Fritz Künzli zieht es ebenfalls in die Vereinigten Staaten. Bei den San Diego Sockers und den Houston Hurricane verdient sich der Lebemann eine goldene Nase. Der Stürmer geniesst Sonne und Ausgang, und dank dem Verkauf von Glarner Pasteten in einer Shopping Mall kommen sogar noch einige grüne Scheine mehr hinzu.

Der 2019 verstorbene Künzli war mit dem Fotomodell Monika Kaelin verheiratet. Wer weiss, ob sein «Möneli», ein Star im Schweizer Showbusiness, auch in der NASL hätte Karriere machen können. Immerhin war sie im Mai 1980 zum «Pet of the Month» im Magazin «Penthouse» ernannt worden – und eine von Kaelins Berufskolleginnen wurde tatsächlich von einem NASL-Team gedraftet.

«Uns gefiel, was wir gesehen haben»

Marilyn Lange, 1975 das Playmate des Jahres des weltberühmten «Playboy», wird von den Chicago Sting ausgewählt. In der vierten Runde des NASL-Drafts 1976 entscheidet sich das Team für die 24-Jährige.

Marylin Lange Playmate des Jahres 1975
Marilyn Lange auf dem Cover im Juni 1975.Bild: Playboy Enterprises

Lange lebt zu der Zeit auf Hawaii und spielt im Surferparadies auch Fussball. «Uns gefiel, was wir gesehen haben», sagt Jim Walker, der General Manager der Sting. Ob er seine Aussage auf den Sport allein bezogen hat? «Marilyn hat eine Geschichte im Fussball, sie liebt diesen Sport», betont Walker in der «Chicago Tribune». Immer mehr Frauen würden sich im Profisport engagieren.

«Wir werden uns zusammensetzen, miteinander diskutieren, und dann sehen wir, wie sich alles entwickelt», sagt Walker über die anstehenden Vertragsverhandlungen. Denn der Draft alleine heisst ja noch nicht, dass Marilyn Lange auch wirklich in der NASL spielen wird.

Die Rowdies ziehen nach

Und das wird sie letztlich auch nie. «Ich würde nicht gegen die Jungs da spielen wollen», erklärt Lange, «die sind zu grob.» Und so bleibt die Verpflichtung des Playmates nichts anderes als ein PR-Gag der Chicago Sting.

Die 25 berühmtesten Playmates

1 / 27
Die 25 berühmtesten Playmates
Wer hätte besser auf das erste Cover des «Playboy» von 1953 gepasst als Marilyn Monroe? Niemand. Verdient hat sie an dem Foto angeblich nur 50 Dollar.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Genau wie jener der Tampa Bay Rowdies, die im gleichen Draft nachziehen und ebenfalls eine Frau auswählen: Betty Jo Woodward. «Ich habe vorher nie Fussball gespielt, aber sie haben mir einige Tricks gezeigt», sagt die einstige College-Basketballerin, «ich habe ziemlich schnell kicken gelernt.» Nach einigen Wochen im Training mit den Rowdies ist der Spass vorbei, Woodward erhält zum Abschied ein Trikot als Erinnerung und läuft ebenfalls nie in der NASL auf.

212 Punkte in 30 Spielen

Aktionen wie diese beiden passen zur Liga, denn in der NASL ist die Show mindestens gleich wichtig wie der Sport. Auf diese Weise wollen die Macher ihre amerikanischen Landsleute vom «langweiligen» Fussball überzeugen. Es beginnt bei der Uhr, welche die Zeit bis Null herunterzählt, statt von der 1. bis zur 90. Minute hinauf. Abseits gibt es nicht wie üblich ab der Mittellinie, sondern erst ab einer 35-Yard-Linie vor dem Tor. Und bei einem Unentschieden wird in einem Penaltyschiessen trotzdem ein Sieger ermittelt, zunächst herkömmlich, später mit Anlauf des Schützen wie im Eishockey.

Richtig wild ist das Punktesystem. Gibt es in Europa damals zwei Zähler für einen Sieg und einen für ein Unentschieden, ist die NASL revolutionär und grosszügig. Für einen Sieg gibt es je nach Saison bis zu sechs Punkte, hinzu kommen Bonuspunkte für erzielte Tore. So kommen die New York Cosmos in der Saison 1978 in 30 Spielen der Regular Season auf sagenhafte 212 Punkte.

IMAGO / Colorsport

A Tampa Bay Rowdies player is cheered onto the field by Cheerleaders before the Soccer Bowl 1978 . PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxPOLxUSAxONLY
Vor 74'901 Fans im Giants Stadium holt New York Cosmos in der Soccer Bowl 1978 den Titel gegen die Tampa Bay Rowdies.Bild: IMAGO / Colorsport

Doch all die Show reicht nicht aus, um den Soccer dauerhaft in den USA zu etablieren. Zwar ziehen die New York Cosmos manchmal mehr als 40'000 Zuschauer an, insgesamt bleibt das Interesse aber überschaubar. So endet die Geschichte der NASL 1984.

Nach der Fussball-WM 1994 in den Vereinigten Staaten erlebt der Sport dort wieder einen Aufschwung. 1996 startet die Major League Soccer, die sich längst etabliert hat. Sie ist zwar international nicht so populär wie die europäischen Top-Ligen und wird das wahrscheinlich auch nie werden – doch auf billige PR-Tricks mit Playmates ist die MLS nicht angewiesen.

Das spektakuläre Penaltyschiessen der NASL übernahm die MLS in ihren Anfangsjahren.Video: YouTube/Major League Soccer
Unvergessen
In der Serie «Unvergessen» blicken wir am Jahrestag auf ein grosses Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Playboy-Gründer Hugh Hefner ist tot
1 / 12
Playboy-Gründer Hugh Hefner ist tot
Der berühmteste Playboy ist tot: Hugh Hefner starb am 27. September 2017 in seiner Villa.
quelle: ap/ap / laurent rebours
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Jetzt bin ich in Los Angeles und modle für den Playboy»
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ELMatador
14.01.2022 07:01registriert Februar 2020
Ich finde es spezielle, wie Americanfootball in der USA als spannend empfunden wird, obwohl alle paar Sekunden ein Unterbruch geschieht und Fussball als langweilig.
3025
Melden
Zum Kommentar
8
Nys triumphiert an der Tour de Romandie +++ Reusser kehrt nach Verletzung zurück
Die wichtigsten Kurznews aus der weiten Welt des Sports.
Zur Story