Die Jagd auf die mutmasslichen Drahtzieher der Terroranschläge von Paris hat sich dramatisch zugespitzt. Bei der Erstürmung einer Wohnung bei Paris wurden zwei Verdächtige getötet, darunter eine Frau durch ihren Sprenggürtel. Fünf Personen wurden festgenommen.
Während des Zugriffs der Polizei auf eine Wohnung in der Pariser Vorstadt Saint-Denis hatte sich Mittwoch früh eine Frau in die Luft gesprengt, drei Männer wurden in der Wohnung festgenommen. Ihre Identität ist nicht bekannt.
Nahe der Wohnung wurden zudem ein weiterer Mann und eine Frau festgenommen. Einer der Festgenommenen gab an, er habe auf Bitte eines Freundes «zwei seiner Kumpel» aus Belgien in seiner Wohnung untergebracht. Es gab Informationen, wonach sich die Verdächtigen seit Montag in der Wohnung in Saint-Denis aufgehalten haben sollen.
Beim Anti-Terror-Einsatz, der um 4.20 Uhr begonnen hatte, wurden fünf Polizisten bei Schiessereien leicht verletzt. Es handle sich um Mitglieder einer Spezialeinheit, teilte die Polizei mit.
Der stundenlange Einsatz dauerte nach Angaben der Polizei am Vormittag noch an, der Grund dafür war nicht klar. Es gab Informationen, wonach sich ein Verdächtiger noch in der Wohnung verschanzt hielt.
Der Anti-Terror-Einsatz galt offenbar dem mutmasslichen Drahtzieher der Anschläge von Paris mit 129 Toten, dem belgischen Dschihadisten Abdelhamid Abaaoud, wie Polizisten sagten. Es war aber nicht klar, ob das 28-jährige Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sich tatsächlich in der Wohnung aufhielt.
Terrorzelle mit Anschlagsplänen?
Unbestätigte Informationen der Nachrichtenagentur Reuters wiesen darauf hin, dass es sich bei den Verdächtigen von Saint-Denis um eine Terrorzelle gehandelt hätte, die einen Anschlag verüben wollte. Gemäss Angaben französischer und ausländischer Geheimdienste habe sich das Anschlagsziel im Pariser Geschäftsviertel «La Défense» befunden, meldete Reuters unter Berufung auf Ermittlerkreise.
Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort in Saint-Denis, Sicherheitskräfte riegelten das Gebiet weiträumig ab, Helikopter überflogen die Gegend. Auch rund 50 Soldaten waren zur Sicherung der Gegend im Einsatz, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Anwohner wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die Schulen im Stadtzentrum von Saint-Denis blieben geschlossen, der Nahverkehr in der Gegend wurde eingestellt. Präsident François Hollande verfolgte nach Angaben aus seinem Umfeld mit Premierminister Manuel Valls und Innenminister Bernard Cazeneuve den Einsatz aus dem Elysée-Palast.
Unter Hochdruck suchen die Behörden nach einem weiteren mutmasslichen Angreifer, dem 26-jährigen Salah Abdeslam. Ein von den Ermittlern ausgewertetes Video deutet zudem auf einen weiteren flüchtigen Attentäter hin, wie am Dienstagabend bekannt wurde. (sda/afp/reu/dpa)