Eine Mehrheit der Bevölkerung lehnt eine Zulassungsbeschränkung für neue Arztpraxen ab. Das hat eine Umfrage des Spitalverbandes H+ ergeben. Um eine solche Beschränkung geht es auch in der Teilrevision des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung.
48 Prozent der 1200 vom Institut gfs.bern im Juni Befragten waren «sehr oder eher gegen solche Einschränkungen», 36 Prozent «sehr oder eher dafür», wie es in einer Mitteilung von H+ vom Montag heisst.
Unabhängig davon, ob sie für oder gegen eine Zulassungsbeschränkung sind, würden vier Fünftel der Befragten die Qualität der Arztpraxen als Kriterium heranziehen. Auch die Anzahl bereits vorhandener Praxen und deren Kosten wären für rund zwei Drittel sinnvolle Kriterien.
70 Prozent der Befragten würden die Kantone über Zulassungsbeschränkungen entscheiden lassen gegenüber 36 Prozent, die das als Bundesaufgabe sehen. Uneinigkeit herrscht darüber, ob man die Entscheidung dem Markt überlassen will: 45 Prozent befürworten dies, 49 Prozent sind dagegen. Nur 37 Prozent möchten, dass die Krankenkassen mitentscheiden.
Die seit der ersten Befragung gemessene Entwicklung weg von der freien Arzt- und Spitalwahl hat sich 2017 nicht bestätigt: 93 Prozent der Stimmberechtigten votieren mehr oder weniger deutlich für die Beibehaltung der Wahlfreiheit (plus 19 Prozent gegenüber 2016). Nur 7 Prozent würden den Krankenkassen ein Vorentscheidungsrecht einräumen (minus 18 Prozent).
Bereitschaft zum Sparen wächst
94 Prozent der Stimmberechtigten sind der Meinung, dass die Gesundheitskosten für Haushalte mit mittleren Einkommen eine hohe Belastung bedeuten. Mit der heutigen Mittelverteilung im Gesundheitswesen sind die Befragten überwiegend zufrieden. Im Durchschnitt sind sie aber mehr als noch letztes Jahr bereit, einzelnen Bereichen weniger Geld zukommen zu lassen.
Über die Durchführung einer sehr teuren, von der Krankenkasse bezahlten Behandlung sollten nach wie vor in erster Linie die Spezialisten entscheiden, finden 77 Prozent der Befragten. Zunehmend soll auch der Hausarzt mitentscheiden, so die Meinung von 64 Prozent, während der Patient nur noch von der Hälfte der Befragten genannt wird.
Die Stimmberechtigten wünschen sich regionale Angebote für Notfälle, Geburten und wiederkehrende ambulante Behandlungen. Hingegen werden vor allem für mehrwöchige stationäre Behandlungen für eine Rehabilitation und in der Psychiatrie sowie tendenziell auch für einmalige chirurgische Eingriffe von 88 Prozent der Befragten (plus 32 Prozent) längere Wege von einer Stunde oder mehr akzeptiert. (sda)