Drohnen bedeuten Stress für Vögel

Drohnen bedeuten Stress für Vögel

21.06.2017, 20:08

Wie stark nehmen Vögel Drohnen als Gefahr wahr? Dieser Frage sind Forschende der Vogelwarte Sempach in einer Studie nachgegangen. Demnach reagieren Vögel auf die Flugobjekte empfindlicher als andere Wildtiere, allerdings gibt es Unterschiede von Art zu Art.

Bisher waren Vögel im Luftraum relativ ungestört. Mehr und mehr müssen sie ihn aber mit Drohnen teilen. Generell sind Vögel empfindlicher auf die ferngesteuerten Flugobjekte als andere Wildtiere, wie nun eine umfassende Literaturstudie der Vogelwarte Sempach im Fachblatt «PLOS One» zeigt. Allerdings reagieren Vögel je nach Vogelart unterschiedlich.

Manche Vögel ergriffen bereits die Flucht, wenn die Drohne noch weit entfernt sei, hiess es in der Mitteilung der Vogelwarte zu der Studie. Andere Arten zeigten nur gesteigerte Aufmerksamkeit oder schienen gar nicht zu reagieren.

Das heisse aber nicht, dass die Drohnen keinen negativen Einfluss hätten, warnen die Experten: Brütende Vögel blieben auch bei einer Störung meist im Nest, könnten aber trotzdem unter Stress stehen. Werden sie zu stark und wiederholt gestört, können sie die Brut abbrechen oder gar nicht erst beginnen.

Schwärme ergreifen schneller die Flucht

Generell reagieren grosse Vögel eher als kleine, und Vogelschwärme ergreifen eher die Flucht als einzelne Individuen oder kleine Gruppen, halten die Forschenden fest. Die Grösse der Drohne und der durch sie verursachte Lärm spielen ebenfalls eine Rolle.

Aus den Erkenntnissen hat die Vogelwarte Empfehlungen erarbeitet, um den Einfluss von Drohnen auf Vögel und andere Wildtiere möglichst gering zu halten. Gemeinsam mit Behörden, Drohnennutzern und Naturschutzakteuren sollen in den nächsten Monaten daraus Regeln für den wildtier-freundlichen Drohneneinsatz entwickelt werden.

Den Empfehlungen zufolge sollten Flüge entlang von Felswänden unterlassen werden. Dies gelte insbesondere von Februar bis Juli, wenn Wanderfalke und Uhu brüten, die beide empfindlich auf Störungen reagieren. Auch sollte man Starts und Landungen sowie abrupte Richtungswechsel in der Nähe von Vögeln vermeiden.

Ein Dilemma für die Forschung?

Ebenfalls sollten Flüge in und über Naturschutzgebieten tabu sein, heisst es in der Mitteilung. Über Vogelreservaten und Eidgenössischen Jagdbanngebieten herrsche bereits ein Flugverbot, das es einzuhalten gelte.

Für Forschende ergibt sich daraus aber ein gewisses moralisches Dilemma, werden doch Drohnen auch immer mehr für die Bestandsaufnahme von Vögeln und anderen Wildtieren eingesetzt.

«Im Vergleich zu einer Begehung des Geländes zum Zählen oder dem Aufstieg einer Person zu einem Horst stellen Drohnen eine deutlich geringere Störung dar», sagte Michael Schaad von der Vogelwarte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Allerdings sei durch die Einfachheit des Drohneneinsatzes die Versuchung gross, mehr Daten zu sammeln als bisher, so dass die Gesamtstörung grösser werden könnte. Die Vogelwarte selbst setze bisher keine Drohnen ein. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!