Drei Tore, aber keine drei Punkte. Das ist die schlechte Pointe zum Saisonauftaktspiel des FC Aarau gegen Bellinzona am letzten Samstag. Dass es nicht zum Sieg reichte, lag am Wetter. Starkregen machte das Spielfeld unbespielbar. Zumindest in den Augen von Schiedsrichter Johannes von Mandach. Der Aargauer unterbrach die Partie nach 65 Minuten, schickte die beiden Mannschaften in die Kabine und brach später ganz ab.
Das Unverständnis auf Seiten der Aarauer war gross. Einhellig herrschte die Meinung vor, der Platz sei nach einer Stunde nicht in einem schlechteren Zustand gewesen als zu Beginn der zweiten Halbzeit. Der Ärger der Aarauer ist aber auch auf die Geschehnisse unmittelbar vor dem Abbruch zurückzuführen. Da hatte das Team von Trainer Brunello Iacopetta innerhalb von acht Minuten drei Tore erzielt. Das Momentum war auf der Seite des FCA, der Sieg zum Saisonauftakt greifbar.
Und nun scheint es, als sei dieser Effort gänzlich umsonst gewesen. Zwar hat die zuständige Wettspielkommission der Swiss Football League (SFL) noch nicht entschieden, wie es weitergeht. Doch die Signale, welche der FC Aarau aus Bern empfangen hat, sind eindeutig: Das Spiel dürfte neu angepfiffen werden – und zwar beim Stande von 0:0. Was sich im Brügglifeld am Samstag abgespielt hat, ist also wertlos.
Dagegen wehren können sich die Aarauer kaum. Im «Reglement für den Spielbetrieb der SFL» ist nicht geregelt, was im Falle eines Spielabbruchs geschieht. Die Artikel 26 bis 28 sehen nur Fälle vor, die zu einer Verschiebung eines Spiels führen. Deshalb könnte die unterbrochene oder abgebrochene Partie so beurteilt werden, wie wenn diese verschoben oder annulliert würde.
Entscheidend dürfte Artikel 58 des Wettspielreglements des SFV sein, das für den Spielbetrieb der SFL ebenfalls zur Anwendung kommen kann. Dort heisst es: «Die zuständige Behörde der den jeweiligen Wettbewerb durchführenden Organisation (SFV, Abteilung, Regionalverband) ist allein befugt, eine Spielwiederholung anzuordnen, wenn ein Verbandsspiel nicht ausgetragen oder beendigt worden ist, ohne dass ein Team beziehungsweise Klub gemäss den nachfolgenden Bestimmungen (...) dafür verantwortlich ist.»
Juan Carlos Trujillo, der neue Besitzer der AC Bellinzona, sieht eine solche strafbare Verantwortung aufseiten des FC Aarau. Über X verbreitete er ein Statement, in welchem er einen Forfaitsieg für Bellinzona forderte wegen des «Eindringens der Aarau-Fans auf den Platz». Nur: Die Aarau-Fans halfen, Wasser vom Rasen zu leiten – und zwar mit der Erlaubnis des Schiedsrichters.
Buona sera Bellinzona
— Juan Carlos Trujillo. (@presillaneros) July 28, 2025
AC Bellinzona chiede i 3 punti per forfait (0-3) dopo l’invasione dei tifosi dell’Aarau che ha sospeso la partita del 26/07. SFL e ASF, decisione giusta! La norma è universale, stiamo aspettando il verbale degli arbitri. Sappiamo che si agirà come si deve.… pic.twitter.com/im1yIaCX8L
In der SFL gab es in den letzten Jahren drei Fälle von Spielabbrüchen, welche nicht auf das Verschulden eines der beiden Vereine zurückzuführen waren. 2014 wurde im Brügglifeld die Super-League-Partie Aarau gegen Vaduz schon nach zwei Minuten wegen Regens abgebrochen und später neu angesetzt. Im letzten November musste der Schiedsrichter in der Challenge League die Partie zwischen Nyon und Vaduz nach rund zwanzig Minuten abbrechen, weil ein Spieler von Nyon auf dem Platz zusammengebrochen war. Auch dieses Spiel wurde nochmals neu gestartet.
Am meisten zu diskutieren gab vor acht Jahren die Begegnung zwischen Lugano und St.Gallen in der Super League. Aufgrund des starken Regens pfiff der Schiedsrichter die Partie nach der Pause nicht wieder an. Lugano führte zu diesem Zeitpunkt 1:0. Das Spiel wurde neu angesetzt und beim Stande von 0:0 ab der ersten Minute gespielt.
Anders sieht es übrigens die Uefa, in deren Artikel 27 des Wettspielreglements festgehalten ist, dass die «Restzeit gespielt wird, wenn ein Spiel nicht beendet werden kann». Auch in der italienischen Serie A, in der es in den letzten Jahren mehrmals zu witterungsbedingten Abbrüchen kam, wurden die Spiele danach bei der Neuansetzung nur noch zu Ende gespielt.
Aber zurück zum Spiel des FC Aarau gegen Bellinzona. Die drei Tore der Aarauer sind wohl verloren, nicht aber das Geld, das die Fans für die Tickets entrichtet haben – zumindest nicht für diejenigen Fans, die ihr Ticket noch haben. So schrieb der FC Aarau: «Alle Besucher/-innen unseres Heimspiels werden gebeten, ihr Ticket aufzubewahren für das entsprechende Nachholspiel.» Der Verein führte weiter aus: «Wir werden über das weitere Prozedere schnellstmöglich informieren.» Dann, wenn auch die SFL über das weitere Prozedere informiert hat. (riz/aargauerzeitung.ch)
Danke für soviel sportliche Fairness!