Sieben Tote - und noch immer werden Menschen vermisst. Das verheerende Hochwasser hat in Niederbayern eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Es wird Monate dauern, bis alles aufgeräumt ist.
Ein 72 Jahre alter Mann, der am Mittwoch aus dem Hochwasser gerettet worden war, starb am Freitag im Spital. Er hatte bei der Rettung eine Herzattacke erlitten, wie die Behörden mitteilten. Erst am Donnerstagabend war in Simbach am Inn ein 65 Jahre alter Mann tot entdeckt worden.
Nach vier Menschen wurde laut Polizei noch gesucht. Ein vermisstes Ehepaar konnten Helfer retten. Der 81 Jahre alte Mann und seine 77-jährige Frau seien aus einem überfluteten Keller geholt worden. Laut Polizei sind beide unversehrt.
Das Landratsamt Rottal-Inn hat Opfern der Flutkatastrophe bereits am Freitag Sofortgelder in Höhe von insgesamt 645'000 Euro ausgezahlt.
Aufräumen geht weiter
Das Aufräumen ging am Freitag weiter. Es werde Monate dauern, bis die Folgen der Flut beseitigt seien, hiess es. Bagger schoben meterhohen angeschwemmten Unrat weg, Feuerwehren saugten mit grossen Spezialschläuchen Schlamm und Wasser ab. Anwohner griffen zur Schaufel und Taucher waren in überfluteten Kellern unterwegs.
Die Stromversorgung war am Freitag weitgehend wieder hergestellt. Mit Hochdruck wurde an der Trinkwasserversorgung gearbeitet. Das Technische Hilfswerk (THW) baute für die Simbacher Bevölkerung eine Trinkwasseraufbereitungsanlage auf, weil die öffentlichen Versorgungsnetze in dem kleinen Ort noch nicht wieder funktionierten.
Die Wasserversorgung solle so schnell wie möglich wiederhergestellt werden, erklärte der Krisenstab des Landkreises Rottal-Inn. Dafür sollte am Freitag ein Damm zum Fluss Inn geöffnet werden, um Wasser aus der Gemeinde ablaufen zu lassen.
Viel Wasser, wenig Wind
Ein Grund für die schweren Regenfälle, die am Mittwoch die Überschwemmungen ausgelöst hatten, ist geringer Wind gewesen. «Das Ungewöhnliche ist, dass wir schon längere Zeit in dieser Wetterlage sind. Die Luft ist vollgesogen mit Wasserdampf», sagte der Meteorologe Volker Wünsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in München. Gewitter und Regen verlagerten sich nur ganz langsam.
Auch in Belgien wüteten Unwetter. In den Ardennen wurde die Leiche eines Mannes gefunden, der seit Donnerstag vermisst wurde. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga wollte der Rentner Bienenstöcke in Sicherheit bringen und war vom Hochwasser überrascht worden.
Im Unwettergebiet am Niederrhein ging das Hochwasser zurück. Die Pegelstände an der die Dämme bedrohenden Issel waren seit der Nacht gesunken. Der Deich, der das sonst unscheinbare Flüsschen im Zaum halten soll, war an zwei Stellen kontrolliert geöffnet worden.
An anderer Stelle brach sich das Wasser am Freitag selbst eine Bahn und schoss auf einen Acker. Dies stelle jedoch keine Gefahr dar, weil es in unbewohntem Gebiet passiert sei, sagte ein Sprecher des Krisenstabs.
Für Entwarnung sei es aber noch zu früh, mahnten Experten. Aufgeweichte Deiche, vollgesogene Böden und drohende Gewitter seien weiterhin ein Risiko.
Millionenschaden
Unterdessen konkretisieren sich die Schadensschätzungen für die Überschwemmungen nach dem Sturmtief «Elvira» Ende Mai, das vor allem in Baden-Württemberg gewütet hatte. Die deutschen Versicherer müssten voraussichtlich für Schäden von rund 450 Millionen Euro aufkommen, schätzte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Dabei gehe es etwa um versicherte Häuser und Hausrat, Gewerbebetriebe und Autos. Noch nicht enthalten sind die späteren Schäden - etwa in Niederbayern und Nordrhein-Westfalen.
Knapp eine Woche nach den Unwettern mit vier Toten in Baden-Württemberg geht der Wiederaufbau weiter. Im besonders betroffenen Dorf Braunsbach kam Hilfe auch von Flüchtlingen, die gemeinsam mit anderen Helfern Häuser reinigten, Keller von Schlamm befreiten oder Strassen freischaufelten. (sda/dpa/afp)