Im Prozess um ein Massaker in Paraguay, das dem Präsidenten Fernando Lugo 2012 das Amt kostete, sind elf Landarbeiter zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Nach der Entscheidung des Gerichtshofs in der Hauptstadt Asunción müssen auch drei Frauen ins Gefängnis.
Die Spanne der Haftstrafen reicht von vier bis zu 30 Jahren für einen angeblichen Rädelsführer. Nach dem Urteil besetzten Dutzende wütende Menschen den Gerichtssaal.
Rund hundert arme Kleinbauern hatten 2012 ein Landgut im Norden Paraguays besetzt. Sie forderten vom Staat die Übergabe der 2000 Hektar im Rahmen der Landreform. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei starben beim sogenannten Massaker von Curuguaty im Juni 2012 elf Landarbeiter und sechs Polizisten.
Der Prozess war international umstritten. Denn angeklagt waren nur Landarbeiter, die der Polizei vorwerfen, das Feuer eröffnet zu haben. Hilfsorganisationen wie Misereor kritisierten, das Verfahren sei «von schwerwiegenden Unregelmässigkeiten und Parteilichkeit der Justiz gekennzeichnet».
Das Massaker wurde damals vom Parlament zum Anlass genommen, den früheren Armenbischof Lugo absetzen zu lassen. Er hatte 2008 mit einer Mitte-Links-Koalition erstmals seit über 60 Jahren die Colorado-Partei in Paraguay von der Macht verdrängt. Knapp ein Jahr nach der Absetzung Lugos gewann der konservative Unternehmer Horacio Cartes die Wahlen; die Colorado-Partei war wieder an der Macht. (sda/dpa)