Der Parlamentsauftritt des Chefs der katalanischen Regionalregierung, Carles Puigdemont, ist um eine Stunde verschoben worden. Der 54-Jährige wolle nun am Dienstag um 19.00 vor den Abgeordneten in Barcelona sprechen, berichtete der Fernsehsender La Sexta.
Abgeordnete verliessen den Plenarsaal wieder. Gründe für die Verzögerung wurden nicht genannt. Mit Spannung wird erwartet, ob Puigdemont am Abend die Unabhängigkeit der Region ausrufen wird.
Tausende Befürworter der Unabhängigkeit strömen bereits in der Nähe des Parlaments zusammen. Auf Grossbildschirmen verfolgen sie das Geschehen in und um das Parlament. Die katalanische Polizei hat alle Zugänge zum Park, in dem das Parlament liegt, mit gepanzerten Fahrzeugen und Beamten mit automatischen Waffen abgeschirmt.
Die spanische Regierung hat im Vorfeld der Sitzung des katalanischen Regionalparlaments die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen und Bahnhöfen in Katalonien verstärkt. Dies verlautete aus Polizeikreisen.
Warnungen aus Madrid
Der spanische Regierungssprecher Inigo Mendez de Vigo sagte am Dienstag in Madrid, er bitte Puigdemont, «nichts Unumkehrbares zu tun». Der katalanische Regionalpräsident solle keinen «Weg einschlagen, von dem es kein Zurück gibt», keine «einseitige Unabhängigkeitserklärung» verkünden und «zur Legalität zurückkehren».
Zuletzt wuchs aus dem In- und Ausland der Druck auf die Regionalregierung, von einer Unabhängigkeitserklärung abzusehen. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy will sich am Mittwoch (16.00 Uhr) vor der Abgeordnetenkammer in Madrid zur Katalonienkrise äussern.
Bei einem von der spanischen Justiz als rechtswidrig eingestuften Referendum hatten sich am 1. Oktober 90 Prozent der Teilnehmer für eine Unabhängigkeit Kataloniens ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag allerdings bei lediglich 43 Prozent, viele Gegner einer Unabhängigkeit boykottierten die Abstimmung. (sda/dpa/reu/afp)