Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat mit 1350 Personen auf dem Rütli den 1. August gefeiert. Sie hielt nicht nur die Festansprache, sondern dirigierte auch die Blasmusik, als diese die Landeshymne spielte.
Motto der diesjährigen Rütlifeier war die Gastfreundschaft. Gastfreundlich zeigte sich auch das Wetter. Rechtzeitig zur Feier klarte der Himmel auf. Die aufgebauten Zelte wurden nicht zum Schutz vor dem Regen, sondern vor der Sonne benutzt.
Zum freundlichen Ablauf der Feier trugen auch die mit viel Applaus bedachten Beiträge von Alphornbläsern und Fahnenschwingern bei. Eine Überraschung gab es bei der Landeshymne: Die Musikgesellschaft Brunnen wurde von Sommaruga, einer einstigen Konzertpianistin, dirigiert.
Wegen des Fest-Mottos hatte die Organisatorin der Feier, die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG), die Bundespräsidentin dazu aufgefordert, einen «Überraschungsgast» mitzubringen.
Erneute Kuss-Affäre vermieden
Sommaruga verzichtete darauf, eine Friedensnobelpreisträgerin oder einen Regierungschef mitzubringen, wie sie ausführte. Auch Jean-Claude Juncker, der Präsidenten der Europäischen Kommission, wurde nicht eingeladen. «Nach dem Rütlischwur der Rütlikuss - das wäre nicht gegangen», sagte sie in Erinnerung an den politisch interpretierten Kuss, der ihr Juncker im Februar in Brüssel gegeben hatte.
Die Bundespräsidentin brachte statt eines Prominenten die 16-jährige Langenthaler Schülerin Debora Ticli als Gast mit. Sie war von dieser im Frühling zu einer Diskussion in ihrer Schule eingeladen worden.
Diese junge Frau lebe bereits das, was die direkte Demokratie ausmache, sagte Sommaruga. Sie setze sich mit politischen Fragen auseinander, bilde sich eine Meinung und vertrete diese. Sie wolle mitgestalten und verändern und übernehme somit Verantwortung. Sie stehe mit tausenden Jugendlichen für die Zukunft der Schweiz.
Ängstlichkeit fehl am Platz
«Schauen wir nicht ängstlich in die Zukunft», sagte die Bundespräsidentin. Was die Schweiz voranbringe, seien Offenheit, Mut und Zuversicht.
Sommaruga erklärte, die Schweiz habe den Wohlstand und die Freiheit nicht gegen Europa verteidigt. Diese Entwicklung sei nur in einem friedlichen europäischen Umfeld möglich gewesen. Wie schon in der Radioansprache, machte sie sich ferner für einen verantwortungsvollen Umgang in der Politik und mit den Volksrechten stark. (sda)