Blocher warnt vor dem Rückfall in die Knechtschaft

Blocher warnt vor dem Rückfall in die Knechtschaft

19.01.2018, 22:44

SVP-Urgestein Christoph Blocher hat seine Anhänger auf dem Albisgüetli vor einem Rückfall in die Knechtschaft gewarnt, wie sie das Volk vor Gründung des modernen Bundesstaat gekannt habe. Beim Rahmenabkommen mit der EU handle es sich um die Abschaffung der Demokratie.

Ihm werde seit 25 Jahren vorgehalten, er sei ein Populist, begann Blocher seine launige Rede, aber er wisse bis heute nicht, was ein Populist genau sei. Kürzlich habe er in der «Neuen Zürcher Zeitung» gelesen, wer Gedichte lese, könne kein Populist sein.

Als nächstes las er deshalb feierlich ein Sonett von Gottfried Keller vor. Es folgten Zitate von Schiller, Goethe, Dürrenmatt und aus dem Matthäus-Evangelium. Der prall gefüllte Saal lauschte in andächtiger Stille, während Blocher in grossväterlicher Manier rezitierte.

Er erzählte von Hungersnöten, von der Überwindung der Knechtschaft, vom freiheitsliebenden Volk, das sich einst gegen fremde Landvögte auflehnte, und von der Gründung des liberalen Nationalstaates, der endlich Frieden und Wohlstand gebracht habe.

Doch dieser Friede und Wohlstand sei in Gefahr, warnte Blocher die anwesenden «Fraue und Manne». Es sei traurig, festzustellen, dass die Classe politique in Bern in den letzten 25 Jahren alles getan habe, um den klaren Volksentscheid von 1992, das Nein zum EWR-Beitritt, auszuhebeln. Die Schweiz sei erneut «auf dem Weg zur Knechtschaft».

Gauner, Lügner und Verräter

Die politische Elite, von Blocher auch als Gauner, Lügner und Verräter bezeichnet, habe diesen Entscheid im Grunde genommen nie akzeptiert. Inzwischen werde internationales Recht vor das von Volk und Ständen geschaffene Recht gestellt. Hier habe ein «stiller Staatsstreich» stattgefunden.

Auch Gastredner Ignazio Cassis bekam sein Fett ab: Das «Marktzugangsabkommen», das der Aussenminister in seiner Rede als Synonym für «Rahmenabkommen» verwendete, sei ein Versuch, mit schönen Worten einen Ankettungsvertrag zu verharmlosen. Der Name, der der Wahrheit entspreche, sei «Vertrag zur Abschaffung der schweizerischen direkten Demokratie».

Die SVP sei entschlossen, dem Staatsstreich in geordneten Bahnen entgegenzutreten, sagte Blocher in Bezug auf die Begrenzungs- und die Selbstbestimmungsinitiative. Er freue sich, auch 2018 den «Berner Augiasstall» auszumisten und im Wahljahr 2019 gegen das «Gauner-Syndikat» anzutreten, kündigte er an. «Es lebe die Schweiz!» (sda)

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