Vorerst keine Einigung nach Besetzung von Berliner Volksbühne

Vorerst keine Einigung nach Besetzung von Berliner Volksbühne

23.09.2017, 14:20

Seit Monaten gibt es Streit um die Berliner Volksbühne. Seit Freitag haben Aktivisten das Theater besetzt. Die neue Leitung verhandelt mit den ungebetenen Gästen. Wie es weitergeht, ist unklar.

«Die Gespräche endeten vorläufig ergebnisoffen», erklärte die Volksbühne am Samstag auf ihrer Facebook-Seite. Bis tief in die Nacht habe es Gespräche zwischen den Aktivisten, der Kulturverwaltung und dem Volksbühnenteam gegeben, sagte der Sprecher des Theaters Johannes Ehmann der Nachrichtenagentur dpa. Auch Intendant Chris Dercon und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) waren dabei.

Die Kassen im Theater blieben vorerst geschlossen, erklärte das Volksbühnen-Team weiter. Den Mitarbeitern sei die Arbeit dort unter den aktuellen Umständen nicht zuzumuten.

Am Samstag werde es weitere Gespräche geben, sagte der Sprecher der Berliner Kulturverwaltung, Daniel Bartsch, am Samstag der dpa. Eine Räumung sei nicht geplant. Die Aktivisten kündigten unterdessen eine «erste Vollversammlung» für Samstagnachmittag an - und riefen via Twitter zu Sachspenden wie Toilettenpapier oder Büromaterial auf.

«Anti-Gentrifizierungszentrum»

Das Künstlerkollektiv nennt sich «Staub zu Glitter» und hatte erklärt, in der Volksbühne solle ein neues «Anti-Gentrifizierungszentrum» entstehen. Drei Monate wollten sie zunächst bleiben und ein eigenes Programm auf die Beine stellen. Die Übernahme sei als «darstellende Theaterperformance» zu sehen.

Die Aktivisten riefen ehemalige Mitglieder der Volksbühne zum Mitmachen auf. Eine Sprecherin erklärte in der rbb-Abendschau: «Wir kritisieren nicht Chris Dercon, sondern die Stadtentwicklung.» Jeder sei nun eingeladen, in die Volksbühne zu kommen und mitzumachen. Die Aktion sei seit langem geplant gewesen.

Um das Theater tobt seit Monaten ein teils erbitterter Streit. Hintergrund ist der Kurs von Dercon, der als Nachfolger des langjährigen Chefs Frank Castorf im August das Haus übernahm. Kritiker befürchten, dass die Volksbühne zu einem kommerzialisierten Eventtheater umgestaltet werden könnte.

Vorstellungen am zweiten Standort

In dem Haus am Rosa-Luxemburg-Platz sind erst ab November Aufführungen des Dercon-Teams geplant. Derzeit finden Vorstellungen nur am zweiten Spielort auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof statt. Das Theater erklärte Samstag, dass die geplanten Vorstellungen dort selbstverständlich stattfänden.

Von den Aktivisten erwarte man, dass sie die Hausregeln beachteten, das Haus nicht beschädigten und den Mitarbeitern «friedlich» begegneten. «Und bitte lüftet mal.» (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!