Der ehemalige Chef der Bank Julius Bär, Boris Collardi, sieht gute Chancen für die Schweizer Banken im weltweiten Wettbewerb. Die hiesige Branche sei hervorragend für Geldgeschäfte aufgestellt und habe ihre Hausaufgaben mit der Beerdigung des Bankgeheimnisses gemacht.
Dies sagte der Manager am Donnerstag in einem Interview mit dem neuen englischsprachigen Sender CNN Money Switzerland.
Collardi hob etwa hervor, dass die Schweiz immer eine Vorreiterrolle bei Innovationen gespielt habe. So würden Neuerungen auch im Bankensektor schnell adaptiert.
In diesem Zusammenhang sprach der Manager, der beruflich zur Genfer Privatbank Pictet wechselt, die Nutzung neuer Technologien wie Blockchain an und umriss die Form, wie künftig die Kundenansprache für Geldgeschäfte etwa über Tablets oder über Smartphones erfolgen werde. Auch bei Anlagerobotern, die aus einem Datenwust geeignete Anlageprodukte für die Kundschaft heraussuchen und Vorschläge unterbreiten, sieht er Schweizer Geldhäuser in der vorderen Liga spielen.
Dass Computer das Bankgeschäft künftig vollständig übernähmen, glaubt Collardi hingegen nicht. Viele Elemente des optimalen Geldanlegens haben mit Vertrauen sowie mit sehr persönlichen Entscheiden zu tun und da könnten Maschinen einen Bankberater kaum ersetzen, betonte er. Roboter übten ohnehin in Zukunft mehr eine Assistenzfunktion bei der Anlageberatung aus.
Kluge Köpfe und Risikokapital im Land
Die Schweiz habe obendrein weitere Trümpfe vorzuweisen. Dabei führte er das Wissen über Kryptowährungen oder das Strukturieren von enormen Datenmengen an. Und ausserdem gebe es im Land viel Geld, das in neue Geschäftsfelder für die Bankenwelt der Zukunft investiert werden soll.
Gleichwohl warnte der Bankenmanager in dem Interview vor Herausforderungen für die Finanzbranche. So sei der Marktzugang zur EU für Schweizer Geldhäuser enorm wichtig, weil zahlreiche europäische Kunden ihre Finanztransaktionen nicht von ihren Heimatländern aus erledigen wollten. (sda)