Bei einer Kundgebung von mehreren hunderttausend Regierungsgegnern im westafrikanischen Guinea haben Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet und mindestens einen Menschen getötet. Zwölf weitere seien bei dem Polizeieinsatz verletzt worden, teilte die Regierung mit.
Die Opposition machte mit einer Grossdemonstration in der Hauptstadt Conakry gegen die Regierung mobil, der sie Korruption und Misswirtschaft vorwirft. Die Opposition sprach von 700'000 Teilnehmern, die Polizei von rund 500'000.
Nach Angaben von Sicherheitsminister Abdoul Kabélè Camara eröffneten die Beamten das Feuer, nachdem es bei der Kundgebung Gewalttätigkeiten gegeben habe. Der Beamte, der die tödlichen Schüsse abgab, sei identifiziert worden und werde befragt, sagte der Minister.
Der Bruder des Opfers gab indes an, der 21-Jährige habe lediglich auf dem Balkon seiner Wohnung gesessen, als ihn der tödliche Schuss getroffen habe. «Ich habe den Schuss selbst gehört, hätte mir aber nicht vorstellen können, dass er meinen Bruder traf», sagte Mamadou Dian Diallo zu AFP.
Ärzte im Dixinn-Krankenhaus der guineischen Hauptstadt sagten, es würden mehrere verletzte Kundgebungsteilnehmer behandelt. Einer der Verletzten liege im Koma.
Die Demonstranten waren einem Aufruf mehrerer Oppositionsparteien gefolgt, um gegen die Regierung von Präsident Alpha Condé zu protestieren. Sie forderten ein Ende von Korruption und Arbeitslosigkeit und mehr Respekt für demokratische Freiheiten. Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo wertete die hohe Teilnehmerzahl als «Absage an Diktatur und Misswirtschaft von Alpha Condé».
Guinea ist trotz reicher Bodenschätze eines der ärmsten Länder der Erde. Die Mehrheit der Bevölkerung in der früheren französischen Kolonie lebt von weniger als einem Euro am Tag. (sda/afp)