Das Bild von Syrien ist durch Krieg geprägt. Doch das Land hat auch eine reiche Kultur. Das wollen geflüchtete Musiker in Deutschland mit einem Exil-Orchester beweisen. Im Repertoire: Lieder aus ihrer Heimat und europäische Klassik.
Die Orchestermitglieder leben über ganz Europa verstreut, aber die Musik bringt sie zusammen: Am kommenden Dienstag wird das Syrian Expat Philharmonic Orchestra in Bremen sein erstes Konzert geben. Die Organisatoren sind schon aufgeregt - auch weil sie wegen der grossen Entfernung erst kurz vorher mit den Proben beginnen können.
«Wir möchten den Menschen ein anderes Bild von Syrien zeigen, jenseits von Krieg und IS. Syrien ist ein Land der Musik und der Kultur», sagt der in Bremen lebende Kontrabassist Raed Jazbeh. Er hat das Exil-Orchester ins Leben gerufen.
Über Facebook machte er die aus Syrien geflüchteten Musiker ausfindig. Etwa 30 von ihnen werden für den ersten Auftritt nach Bremen reisen. Künftig sollen dem Ensemble 50 syrische Musiker angehören. Bis für jedes Instrument jemand gefunden ist, werden Deutsche einspringen.
Jeder kennt jeden
Jazbeh hat in Damaskus Musik studiert - wie alle syrischen Musiker, da es in dem Land nur ein Institut dieser Art gibt. «Dadurch kennen sich normalerweise alle Musiker», sagt Jazbeh. Viele haben deshalb vorher schon miteinander gespielt.
Dennoch ist das Exil-Orchester ein grosses Experiment. Am Samstag wird das Ensemble erstmals in voller Besetzung zusammen musizieren: Wegen der knappen Zeit bis zum Konzert sind täglich drei Proben angesetzt. «Wir werden unser Bestes geben», sagt Jazbeh.
Klassik, Jazz und syrische Stücke wird das Exil-Orchester bei seiner Premiere im Bremer Sendesaal aufführen. Ein weiterer Auftritt ist am 3. Oktober in Lüneburg geplant. Geld verdienen die Profi-Musiker damit zurzeit noch nicht. Deshalb sind sie auf Spenden angewiesen. Doch sie hoffen, dass sich das bald ändern wird.
https://www.facebook.com/events/444375149077798/ (sda/dpa)