Ein pakistanisches Gericht hat Haftbefehl gegen den unter Korruptionsverdacht stehenden Ex-Premierminister Nawaz Sharif erlassen. Er kann sich aber mit der Zahlung einer Kaution vorderhand einer Verhaftung entziehen.
Der Haftbefehl sei wegen mutmasslicher Korruption in zwei Fällen erlassen worden, eine Kautionszahlung sei möglich, sagte Sharifs Anwalt, Zafir Khan, am Donnerstag. Bei Zahlung der Kaution könnte sich Sharif einer Verhaftung entziehen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass ein Richter später einen weiteren Haftbefehl erlässt ohne Möglichkeit auf Kaution.
Dies würde bedeuten, dass Sharif bei seiner Rückkehr nach Pakistan verhaftet würde. Der Ex-Premier sei der gerichtlichen Vorladung nicht gefolgt, weil er sich gemäss pakistanischen Medien auf einer Pilgerreise in Saudi-Arabien aufhalte. Zuvor sei Sharif in London gewesen, wo sich seine Frau einer Krebsbehandlung unterzieht.
Steuerhinterziehung und Geldwäscherei
Der 67-jährige Sharif war in der vergangenen Woche wegen Korruption angeklagt worden. Ihm wurden Enthüllungen aus den sogenannten Panama Papers zum Verhängnis: Diese bringen drei seiner Kinder in Zusammenhang mit Steuerhinterziehung und Geldwäscherei. Über Briefkastenfirmen soll nach Ansicht des Gerichts auch Sharif profitiert haben.
Im Juli wurde Sharif wegen der Korruptionsvorwürfe vom Obersten Gerichtshof abgesetzt. Er war damit der 15. Regierungschef in der 70-jährigen Geschichte Pakistans, der vor Ende seiner Amtszeit abgesetzt wurde.
Sharif überstand in der Vergangenheit bereits ähnliche Vorwürfe: 1993 wurde er ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen als Premier seines Amtes enthoben. 1999 wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, nachdem seine zweite Amtszeit mit einem Militärputsch endete. Er durfte jedoch ins saudi-arabische Exil gehen. 2007 kehrte er in seine Heimat zurück und wurde 2013 zum dritten Mal Regierungschef. (sda/afp/reu)