Bangladesch: 20 Ausländer sterben bei Geiselnahme durch Terroristen in Dhaka

Bangladesch: 20 Ausländer sterben bei Geiselnahme durch Terroristen in Dhaka

02.07.2016, 19:32

Bei einer Geiselnahme in Bangladesch sind am Samstag 28 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten sind 20 ausländische Gäste eines westlich geprägten Restaurants in der Hauptstadt Dhaka, das mutmasslich islamistische Terroristen überfallen hatten.

Am Freitagabend um kurz vor 21 Uhr (Ortszeit) griffen die Täter, das bei Ausländern beliebte Restaurant «Holey Artisan Bakery» angegriffen. Nach Augenzeugenberichten riefen sie «Allahu Akbar» (Gott ist gross) und zündeten Sprengsätze. Während einige der Anwesenden im Chaos fliehen konnten, brachten die Angreifer bis zu 40 Menschen in ihre Gewalt.

Die Polizei riegelte die Umgebung ab. Nach elf Stunden stürmten Spezialkommandos das Restaurant und beendeten die Geiselnahme. Dabei erschossen sie sechs der sieben Geiselnehmer, wie ein Militärsprecher am Samstag mitteilte. Auch zwei Polizisten starben. Ein Geiselnehmer wurde festgenommen.

Viele der getöteten Zivilisten starben schon im Laufe der Nacht, wie der Militärsprecher erklärte. «20 Leichen ausländischer Staatsbürger wurden nach der Operation geborgen», teilte die Armee mit. Die meisten von ihnen seien mit Messern und Macheten umgebracht worden. Zur Nationalität der Opfer machte der Militärsprecher zunächst keine Angaben.

Keine Hinweise auf Schweizer Opfer

Das italienische Aussenministerium bestätigte den Tod von neun italienischen Staatsbürgern - fünf Frauen und vier Männer. Das Schicksal eines weiteren italienischen Staatsbürgers sei noch ungeklärt, sagte Aussenminister Paolo Gentiloni.

Sieben Tote stammten aus Japan, wie die Regierung in Tokio mitteilte. Ein Japaner sei zudem verletzt worden. Unter den Toten ist auch ein US-Bürger, wie das Aussenministerium in Washington am Samstag bestätigte.

Die Regierung in Neu Delhi bestätigte den Tod einer 19-jährigen Studentin aus Indien. Insgesamt 13 Geiseln wurden verletzt ins Spital gebracht, wie Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina erklärte.

Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hatte am Samstag keine Kenntnis von Schweizer Opfern, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mitteilte. Man sei aber in Kontakt mit den lokalen Behörden und kläre die Lage ab.

Regierung bestreitet IS-Aktivität

Zu der Gewalttat bekannte sich nach Angaben der US-Terrorbeobachtungsstelle Site die Terrormiliz IS. Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina sprach von einem Terrorakt: «Wir werden keinen Akt des Terrorismus in Bangladesch dulden.»

Namen von Organisationen nannte sie jedoch keine. Die Regierung bestreitet, dass der IS oder Al-Kaida in Bangladesch aktiv sei und macht örtliche Extremistengruppen und die Opposition für die Anschläge verantwortlich.

Seit Anfang 2013 leidet das muslimische Bangladesch mit seinen rund 160 Millionen Einwohnern unter einer Serie islamistisch motivierter Angriffe. Viele der inzwischen mehr als 50 Opfer sind Religionskritiker, Intellektuelle und Angehörige religiöser Minderheiten. Auch Ausländer sind immer wieder Ziel der Terroristen.

«Perverse Logik»

Das EDA aktualisierte am Samstag seine Reisehinweise für Bangladesch. Terroristische Akte seien im ganzen Land möglich und könnten sich auch gezielt gegen Ausländer und religiöse Minderheiten richten, schreibt das EDA. Als Beispiele nennt es die Geiselnahme vom Freitag sowie den Anschlag auf einen Japaner, der auf einer Farm in Nordbangladesch arbeitete.

Der Anschlag scheine sich gezielt gegen Ausländer gerichtet zu haben, sagte auch der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier. «Sollte dies zutreffen, zeugte dies von Neuem von der perversen Logik der Terroristen, die mit Mord und Gewalt versuchen, ganze Gesellschaften zu spalten und das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion zu zerstören.»

Der italienische Regierungschef Matteo Renzi sprach von der Pflicht seines Landes, seine Werte gegen die Terroristen zu verteidigen: «Italien zieht sich angesichts der Torheiten derer, die unseren Alltag zerstören wollen, nicht zurück.» (sda/dpa/afp)

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