Frankreich: Terroranschlag in Nizza fordert mindestens 80 Tote

Frankreich: Terroranschlag in Nizza fordert mindestens 80 Tote

15.07.2016, 05:04

Horror am französischen Nationalfeiertag: Ein Lastwagen rast in Nizza am späten Donnerstagabend in eine feiernde Menge. Laut Innenminister Bernard Cazeneuve wurden 80 Menschen getötet. Weitere 18 Personen seien in kritischem Zustand.

Der französische Staatspräsident François Hollande kündigte am frühen Freitagmorgen in einer Fernsehansprache an, dass Frankreich den Ausnahmezustand um drei Monate verlängern werde. Ursprünglich hätte diese Massnahme am 26. Juli aufgehoben werden sollen. Sie war nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 verhängt worden.

Terroristischer Hintergrund

Hollande begründete die Verlängerung damit, dass die Attacke von Nizza eindeutig einen terroristischen Hintergrund habe. «Ganz Frankreich ist vom islamistischen Terrorismus bedroht. Wir müssen alles tun, um gegen die Geissel des Terrorismus kämpfen zu können», sagte Hollande. Deswegen sollten zusätzlich Soldaten und Reserven bei den Sicherheitskräften mobilisiert werden.

Hollande will am Freitag nach Nizza reisen. Vor seinem Besuch in der südfranzösischen Stadt werde er ein Treffen des Verteidigungsrats einberufen, an dem unter anderem die Minister für Verteidigung und Inneres teilnehmen sollen, teilte Hollande weiter mit.

Ausweispapiere gefunden

Unterdessen hat die Polizei im Tatfahrzeug die Ausweispapiere eines Franko-Tunesiers gefunden worden. Die Papiere gehören einem 31-jährigen in Nizza gemeldeten Mann, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Polizeikreisen erfuhr.

In der Lobby des weltbekannten Luxushotels Negresco wurde ein Lazarett eingerichtet. Wie die französische Zeitung «Le Figaro» berichtete, wurden dort Verletzte vorsorgt. Auch Menschen, die sich in Sicherheit gebracht hatten, hielten sich dort auf.

Schlimmstes Drama für Nizza

Es handele sich um das schlimmste Drama in der Geschichte Nizzas, schrieb Christian Estrosi, Präsident der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur, auf Twitter. Derzeit liefen Ermittlungen, um zu klären, ob der Lastwagenfahrer allein gehandelt oder Komplizen gehabt habe. Der Täter soll Waffen und Granaten im Lastwagen gehabt haben.

Der Angriff ereignete sich nach Angaben einer Augenzeugin kurz nach dem Ende des Feuerwerks zum französischen Nationalfeiertag. Der Präsident des Départementrats von Alpes-Maritimes, Éric Ciotti, sprach vor Ort von einer «Szene des Horrors.» Staatsanwalt Jean-Michel Prêtre berichtete, auf der Strasse lägen Leichen. Ciotti sagte dem TV-Sender BMF später, es gebe mindestens 50 Verletzte.

Polizei hat Täter erschossen

Ein in Nizza ansässiger Augenzeuge, Wassim Bouhlel, schilderte der Nachrichtenagentur AP, der Lastwagenfahrer sei mit einer Waffe ausgestiegen, nachdem er in die Menge gerast sei. Dann habe er angefangen zu schiessen. Die Polizei erwiderte das Feuer und erschoss den Täter.

Der Journalist Damien Allemand beschrieb die Lastwagen-Attacke in einem Online-Beitrag. Eine Feuerwerkshow anlässlich der Feiern sei gerade zu Ende gegangen und die Zuschauer vor dem Aufbruch gewesen, als es plötzlich Getümmel und Schreie gegeben habe.

«Einen Bruchteil einer Sekunde später kam ein riesiger weisser Lastwagen mit einer verrückten Geschwindigkeit, drehte die Reifen, um so viele Menschen wie möglich niederzumähen», schrieb er. «Ich sah entlang seiner Route Körper wie Kegel umherfliegen. Hörte Lärm, Schreie, die ich nie vergessen werde.»

Partner stehen an Frankreichs Seite

US-Präsident Barack Obama verurteilte in einer ersten Reaktion die Attacke als fürchterlich und bot Frankreich amerikanische Hilfe an. «Wir stehen vereint mit den Menschen und der Regierung Frankreichs in ihrem Kampf gegen Gewalt und Terrorismus», schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter.

«Das Entsetzen über den Anschlag von Nizza ist kaum in Worte zu fassen. Alle Gedanken sind bei unseren französischen Freunden», liess der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter verlauten. Das Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) verfolgt die Lage in Nizza und klärt derzeit ab, ob sich Schweizer Bürger unter den Toten befinden. (sda/afp/reu/dpa/ap)

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