Dildos, Dessous, Liebeskugeln – der Chef testet viele seiner Sextoys selbst

Alan Frei in seinem Lager voller Sex-Spielzeuge.
Alan Frei in seinem Lager voller Sex-Spielzeuge.bild: Alex Spichale /aargauer zeitung

Dildos, Dessous, Liebeskugeln – der Chef testet viele seiner Sextoys selbst

Vor zwei Jahren lancierte Alan Frei (34) zusammen mit einem Freund einen Onlineshop für Sextoys – er verrät, welches die Verkaufsschlager sind und welchen Einfluss der Film «50 Shades of Grey» hatte.
29.08.2016, 07:0201.09.2016, 15:19
Martin Rupf / az Aargauer Zeitung

Der erste Eindruck ist das pure Gegenteil von dem, was man eine repräsentative Adresse nennen würde. Tristes Industriequartier unweit des Flughafens Kloten. Zu den Büroräumlichkeiten des Sextoy-Onlinehändlers Amorana gelangt man nicht etwa über eine gepflegte Rezeption, sondern mit dem Warenlift. Wer nun sein Vorurteil gegenüber dem schmuddligen Sex-Business bestätigt sieht, der irrt.

Jetzt auf

Geschäftsinhaber Alan Frei (34) empfängt die Gäste im gepflegten «Grossraumbüro», in dem an diesem Tag rund zehn Mitarbeiter anwesend sind. Doch das Herzstück von Amorana befindet sich im Kellergeschoss. Sauber geordnet lagern hier rund 4000 Sexartikel von Dildos, Dessous, Liebeskugeln bis hin zu Penisringen. Frei, ein geborener Verkäufer, wie sich schon nach wenigen Minuten zeigt, erklärt den Besuchern, wie alles funktioniert – von der Bestellung über das Zusammenstellen der Päckchen bis hin zum Versand. Er tut dies mit einem Feuer und Leidenschaft, als habe er den Shop erst gerade gestern lanciert.

Keine Pornos auf der Website

Dabei gibt es Amorana schon seit etwas mehr als zwei Jahren. Eine Start-up-Firma, wie sie im Bilderbuch steht. Alan Frei aus Ehrendingen, der in Baden die Bezirks- und Kantonsschule besuchte und später an der Uni Zürich Betriebswirtschaft studierte, hegte schon lange den Traum, irgendwann eine eigene Firma zu gründen. «Mein Kollege Lukas Speiser, der einen guten Job auf einer Bank hatte, und ich beschlossen schliesslich Anfang 2014, uns selbstständig zu machen und einen Onlineshop für Sextoys zu lancieren», erinnert sich Frei.

«Bald merkten wir, dass die Nachfrage sehr gross ist.»
Geschäftsinhaber Alan Frei

Einen Onlineshop für Sextoys? Gibt es solche nicht schon wie Sand am Meer? «Angefangen haben wir mit sogenannten Loveboxen, die wir in der Anfangsphase vor allem unseren Freunden schickten.» Diese enthielten Sextoys im Wert von 50 Franken. «Bald merkten wir, dass die Nachfrage sehr gross ist.» Natürlich habe es mit «Erotikmarkt» und «Magic X» bereits grosse Konkurrenz gegeben. «Doch unser Ziel war es von Anfang an, uns von diesen abzuheben, indem wir den Sextoys das Schmuddelige nehmen.»

So findet man auf der Amorana-Website denn auch keine pornoangehauchten Inhalte und ein Rundgang durch das Warenlager zeigt: Wurden Sexspielzeuge früher noch billig abgepackt, so könnten Verpackungen von Vibratoren und anderen Toys genauso gut iPhones oder hochwertige Haushaltsgeräte enthalten. «Wir fotografieren fast alle Produkte selber und verfassen auch die Texte zu diesen selber», betont Frei. Weiterer grosser Vorteil von Amorana: Wer sich Ware nach Hause liefern lässt – Bestellungen bis 17 Uhr werden am Folgetag geliefert –, droht nicht aufzufliegen, falls das Paket tagsüber vor der Haustüre steht, da kein Hinweis auf den Absender auf der Schachtel zu finden ist.

«Umgang mit Sexspielzeug ist unverkrampfter»

Konkrete Zahlen zum Geschäftsgang nennt Frei keine. Nur so viel: Man habe den Umsatz jährlich verdoppeln können. «Das hängt auch damit zusammen, dass der Umgang mit Sexspielzeug immer unverkrampfter wird.» Vor allem nach dem Kino-Schlager «50 Shades of Grey» habe das Geschäft kräftig angezogen. «Der Zeitpunkt war natürlich ideal, da unsere Firma damals noch in den Kinderschuhen steckte. Es war schon verrückt, wie sich die Leute plötzlich für Fesselspiel-Utensilien zu interessieren begannen.» Frei ist überzeugt, dass das Marktpotenzial noch riesig ist. «Fünf Prozent der Bevölkerung haben vielleicht schon mal ein Sexspielzeug ausprobiert. Wir wollen die restlichen 95 Prozent dafür begeistern.» Die Tatsache, dass heute sogar Migros und Coop Sexartikel im Sortiment führen, spiele Amorana in die Hände. «Es findet eine Entkrampfung und Enttabuisierung statt, wovon letztlich auch wir profitieren.»

Das Ziel für die kommenden Monate und Jahre sei es, in der Schweiz weitere Marktanteile zu gewinnen und hierzulande irgendwann einmal die Nummer 1 zu werden. Doch nicht nur: So habe man mit amorita.it jüngst einen Onlineshop in Italien lanciert. Schon heute beschäftigt Amorana neben den beiden Firmengründern 18 Vollzeit-Angestellte. Gross verdienen würden er und sein Geschäftspartner noch nicht. «Wir zahlen uns einen normalen Lohn. Die Gewinne werden grösstenteils ins Unternehmen reinvestiert.»

«Eine gesunde Sexualität führt zu einer besseren Gesundheit und somit zu einem besseren Leben.»
Geschäftsinhaber Alan Frei

Das Auto-Blow-Gerät

Auf die Frage, ob er als Chef die Sextoys selber ausprobiere, antwortet Frei lachend. «Klar, das ist Chefsache. Nein, im Ernst, wenn ich alle ausprobieren wollte, käme ich nicht mehr zum Arbeiten.» Aber natürlich müsse auch er auf dem Laufenden sein; viele Toys teste er selber, fügt er augenzwinkernd an. Welches sind die meistverkauften Produkte? «Ganz klar der Womanizer und das Auto-Blow-Gerät.» Ersterer stimuliert mit Sensoren die Klitoris der Frau, Letzterer simuliert für den Mann den Oralverkehr.

Alan Frei – ganz der Verkäufer – ist überzeugt, der Gesellschaft einen Dienst zu tun. «Sexuelle Fantasien gab es schon immer, nur konnten die früher nicht im gleichen Mass ausgelebt werden. Eine gesunde Sexualität führt zu einer besseren Gesundheit und somit zu einem besseren Leben.» Diese Erkenntnis habe nun auch dazu geführt, dass man begonnen habe, selber Videos zu produzieren und auf der Website zu präsentieren. Mit Maggie Tappert habe man eine anerkannte Sex-Expertin gewinnen können, die den Usern alle mögliche Themen rund um die Sexualität erklärt. «Sind wir mal ehrlich: Meine sexuelle Ausbildung erfuhr ich im Biologieunterricht und mittels Pornokonsum. Viele Männer wissen nicht einmal, wie man richtig küsst.»

«Man sollte den realen Sex nicht gegen den mit Sextoys ausspielen.»
Geschäftsinhaber Alan Frei

Diskretion ist Ehrensache

Natürlich müsse man das Sextoy-Geschäft immer auch kritisch hinterfragen. Dies erst recht mit Blick auf die technologischen Errungenschaften, die den Markt erobern werden. «Mit den Virtual-Reality-Brillen wird es dereinst möglich sein, virtuellen Sex zu haben, mit wem man will.» Frei betont aber: «Man sollte den realen Sex nicht gegen den mit Sextoys ausspielen.» Pornos beinträchtigen – wenn vernünftig konsumiert – das Sexleben in einer Beziehung ja auch nicht.» Frei ist vielmehr überzeugt, dass Sextoys und auch virtueller Sex das Sexleben in einer langjährigen Beziehung wieder ankurbeln können.» Ob davon auch prominente Kunden bei Amorana Gebrauch machen, verrät Frei nicht. «Diskretion ist in diesem Business das A und O.» (aargauerzeitung.ch)

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