In einer öffentlichen Debatte haben sich der Chef der britischen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, und sein Gegenkandidat im Kampf um den Parteivorsitz, Owen Smith, einen harten Schlagabtausch geliefert. Smith warf Corbyn Führungsschwäche und politische Ziellosigkeit vor.
«In den vergangenen Monaten waren wir nicht das, was wir hätten sein sollen - nämlich eine schlagkräftige und glaubwürdige Opposition gegen die Konservativen», sagte Owen am Donnerstag in Cardiff.
Corbyn verteidigte sich: Die Partei benötige nun Geschlossenheit, um aus dem Umfragetief zu kommen. «Wenn wir zusammenarbeiten, gewinnen wir.» Corbyn warf seinem Rivalen, der früher Teil seines Führungsteams gewesen war, Illoyalität vor. Smith habe sich «davongemacht», um ihm nun den Parteivorsitz streitig zu machen.
Bei der Veranstaltung wurde der tiefe Riss in der Labour-Partei deutlich. Anhänger beider Kandidaten im Publikum reagierten immer wieder mit Buhrufen und beschimpften sich.
Weit hinter Tories
Der 67-jährige Corbyn gilt in der Partei als Altlinker. Bei einer Vertrauensabstimmung in der Fraktion hatten Ende Juni drei Viertel der Labour-Abgeordneten gegen Corbyn gestimmt. An der Parteibasis geniesst der Politiker, der im September 2015 bei einer Urwahl mit grosser Mehrheit zum Vorsitzenden gewählt worden war, aber immer noch starke Unterstützung.
Corbyns Gegner argumentieren, er sei als Premierminister nicht vermittelbar. Smith wies in der Debatte auf die derzeitigen Umfragen hin, die Labour 14 Prozentpunkte hinter den Konservativen der neuen Premierministerin Theresa May sehen. Corbyn mache Politik mit «Sprücheklopfen», biete aber keine wählbare Alternative an.
Smith setzte in der Debatte auch auf das Argument, Corbyn habe vor dem Brexit-Referendum am 23. Juni nicht entschieden genug für den Verbleib Grossbritanniens in der Europäischen Union geworben. Der Brexit sei eine «Katastrophe», sagte Smith. Er versprach, ein zweites Referendum über das Ausscheiden aus der EU abzuhalten.
Die Entscheidung über den Parteivorsitz trifft die Parteibasis per Brief- oder Onlinewahl. Die Debatte in Cardiff war die erste in einer ganzen Reihe von geplanten Diskussionsveranstaltungen. (sda/afp)