Die Türkei erhöht nach einem tödlichen Anschlag mutmasslicher Mitglieder der radikalen IS-Miliz die Sicherheitsvorkehrungen entlang der 900 Kilometer langen Grenze zu Syrien. Auf 150 Kilometern wird eine Mauer errichtet.
Die Wand könne je nach Bedarf zerlegt und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, sagte ein Regierungsvertreter am Donnerstag. Auf 118 Kilometern würden Scheinwerfer aufgestellt.
Die Streitkräfte heben einen zusätzlichen, 365 Kilometer langen Graben aus. Etwa 90 Prozent aller Aufklärungsflugzeuge und Drohnen wurden dem Militär zufolge an die Grenze verlegt. 20'000 Soldaten sind im Einsatz.
Schüsse an der Grenze
Die türkischen Streitkräfte beschossen am Donnerstag syrisches Grenzgebiet. Nach türkischen Fernsehberichten reagierte die Armee damit auf Beschuss aus Syrien, bei dem nach Meldungen der Nachrichtenagentur Anadolu in der südlichen Region Kilis ein türkischer Soldat getötet und mindestens ein weiterer Soldat verletzt wurden.
Die Nachrichtenagentur Dogan meldete, die Schüsse seien von einem Gebiet abgefeuert worden, das von der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) kontrolliert werde.
Obama will Erdogan unterstützen
US-Präsident Barack Obama sicherte seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan in der Nacht zum Donnerstag zudem telefonisch seine Unterstützung zu. Beide Länder wollten zusammenarbeiten, um den Strom ausländischer Kämpfer einzudämmen, erklärte das Präsidialamt in Washington.
Die Grenze verläuft teilweise direkt parallel zu Gebieten, die der Islamische Staat (IS) in Syrien unter seine Kontrolle gebracht hat. Die türkische Regierung sieht sich der Kritik ausgesetzt, dass ihre Massnahmen zum Grenzschutz zu spät kommen.
Vermutlich Tausende Ausländer sind in den vergangenen Jahren über die Türkei nach Syrien eingesickert, um für den IS zu kämpfen. Viele Kurden, die in der betroffenen Region leben, werfen der Regierung vor, den IS aus taktischen Gründen heimlich zu unterstützen, um die Kurden zu schwächen.
Die Türkei hat dies stets zurückgewiesen. In Syrien und dem Irak bekämpfen sich IS und kurdische Gruppen.
Weiterer Angriff auf Polizisten
Wie brisant die Lage ist, zeigte am Montag ein Selbstmordanschlag in der türkischen Grenzstadt Suruc mit 32 Toten. Die türkischen Behörden vermuten, dass der Täter ein 20-Jähriger Türke war, der im letzten Jahr in Syrien einer Gruppe mit IS-Verbindungen half.
Am Mittwoch wurden im Südosten des Landes zwei türkische Polizisten getötet. Die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) erklärte, sie habe den Anschlag aus Vergeltung für Suruc verübt.
Auch am Donnerstag wurde bei einem Angriff ein Polizist getötet und ein weiterer verletzt worden. Der Mann sei in der Provinzhauptstadt Diyarbakir erschossen worden.
Aus Polizeikreisen verlautete, die beiden Beamten seien zu einem Unfall im Stadtteil Sehitlik gerufen worden, einer Hochburg der PKK. Mehrere bewaffnete Männer hätten sodann das Feuer auf die Polizisten eröffnet und seien anschliessend geflohen. (sda/afp)