Spaniens neue Königin: Geschieden, die Mutter Gewerkschafterin, der Grossvater Taxifahrer

Letizia Ortiz.
Letizia Ortiz.Bild: FRANCOIS LENOIR/REUTERS
Eine starke Frau

Spaniens neue Königin: Geschieden, die Mutter Gewerkschafterin, der Grossvater Taxifahrer

Sie hat sich dem königlichen Protokoll fügen müssen, hat aber weiter ihren eigenen Kopf: Letizia Ortiz wird Spaniens erste bürgerliche Königsgemahlin. Das passt nicht allen.
03.06.2014, 17:3303.06.2014, 17:47

Dass Spaniens künftige Königin eine Frau mit Charakter ist, bewies Letizia Ortiz schon bei ihrer Verlobungsfeier mit Kronprinz Felipe im November 2003. «Lass mich ausreden!» – so fiel sie dem Thronfolger vor Millionen Fernsehzuschauern ins Wort, als dieser sie im Gespräch mit Reportern unterbrechen wollte.

Traditionalisten empörten sich wegen dieser Brüskierung. Auch sonst passte ihnen die TV-Nachrichtensprecherin nicht ins Konzept: aus bürgerlichem Hause stammend, geschieden, die Mutter Gewerkschafterin, der Grossvater Taxifahrer. Viele Spanier begrüssten hingegen, dass sie frischen Wind in die Monarchie brachte. Dies habe auch Felipe genutzt.

Hochzeitsbild.
Hochzeitsbild.Bild: POOL

«Erste Königin der Mittelschicht»

Inzwischen sind «Leti» und Felipe zehn Jahre verheiratet und haben zwei Töchter, die achtjährige Leonor und die siebenjährige Sofía. Ortiz, die «El País» am Dienstag als «Erste Königin der Mittelschicht» betitelte, hat sich dem strikten Protokoll des Königshauses fügen müssen. Ihre Lehrmeisterin, so heisst es, war Königin Sofía.

Aber ihr Selbstbewusstsein hat sich die 41-Jährige erhalten. So kritisierte sie vergangenes Jahr, dass die Politik im Umgang mit der Wirtschaftskrise Euphemismen nutze, statt die Dinge beim Namen zu nennen: «Es ist nicht das Gleiche, ob man Hilfen statt Rettung, Negativwachstum statt Rezession oder Restrukturierung statt Kürzungen sagt.»

Starker Charakter.
Starker Charakter.Bild: AFP

Juan Carlos war gegen Hochzeit

Mit ihrem starken Charakter und Auftritten, in denen sie zuweilen missgelaunt schien, hat Letizia allerdings auch an Popularität eingebüsst. In Umfragen schneidet die Ex-Journalistin zusammen mit König Juan Carlos, der wegen der jüngsten Skandale um das Königshaus stark an Beliebtheit verloren hat, mit am schlechtesten ab. 

«Entweder ich heirate sie oder ich schmeisse alles hin.»

Über ihr Verhältnis zum Noch-Monarchen ist wenig bekannt. Dieser soll gegen die Hochzeit gewesen sein, wird kolportiert. «Du richtest die Monarchie zugrunde», soll er dem Kronprinzen damals gesagt haben. «Entweder ich heirate sie oder ich schmeisse alles hin», entgegnete Felipe nach Angaben der Journalistin und Königshausexpertin Pilar Urbano.

Das neue spanische Königspaar.
Das neue spanische Königspaar.Bild: JUAN MEDINA/REUTERS

Die Medien, vor allem die Klatschpresse, beobachten jedes Detail, seien es nun ihre Kleider – sie trägt ausschliesslich Modelle spanischer Designer –, ihre Frisuren oder ihre schlanke Figur. Als 2005 Spekulationen aufkamen, sie leide an Essstörungen, sah sich das Königshaus sogar veranlasst, dies in einem Leserbrief an eine Zeitung zu dementieren. Grossen Anteil nahm die Presse, als ihre jüngste Schwester Erika 2007 tot in der Wohnung aufgefunden wurde.

Als Prinzessin von Asturien, so ihr offizieller Titel, engagiert sich Letizia für die Opfer seltener Krankheiten. Privat geht sie gerne zu Konzerten oder mit Felipe ins Kino – inkognito. (whr/sda/dpa)

Mehr zum Thema

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!