Konjunktur: Brexit gefährdet Erholung der Exportbranchen nach Frankenschock

Konjunktur: Brexit gefährdet Erholung der Exportbranchen nach Frankenschock

29.06.2016, 12:28

Weniger britische Touristen, weniger Industrieexporte: Der Brexit-Entscheid stellt den Aufwärtspfad der vom Frankenschock gebeutelten Branchen in Frage. Er könnte deren Erholung verzögern, heisst es im am Mittwoch veröffentlichten Branchenmonitor der Credit Suisse.

Der direkte Effekt läuft über die Wechselkurse: So schmälert das derzeit sehr schwache Pfund die Kaufkraft der Briten im Ausland. Dies dürfte einige Briten von Auslandsferien abhalten. Darunter würden auch Schweizer Hoteliers leiden.

Diese hatten in den ersten Monaten dieses Jahren noch von den Briten profitiert. Die Logiernächtezahlen der Briten waren deutlich höher ausgefallen als in der Vorjahresperiode. Dies dürfte sich gemäss den Ökonomen der Credit Suisse im weiteren Jahresverlauf ändern.

Nicht nur dem Gastgewerbe, auch der Industrie droht nach dem Brexit ein Rückschlag. Die Branche hatte sich in den letzten Monaten allmählich vom Frankenschock erholt. Zwar baute sie im ersten Quartal noch sehr viele Stellen ab. Die Beschäftigung in der Industrie sank verglichen mit dem Vorjahresquartal um 2 Prozent (gemessen in Vollzeitstellen).

Gleichzeitig steigerte die Industrie erstmals seit dem Frankenschock die Wertschöpfung, wenn auch nur schwach. Im Maschinenbau stiegen die Preise wieder minim, in der Metallindustrie sanken die Umsätze weniger stark und die Lebensmittelindustrie exportierte wieder mehr.

Diese zögerliche Erholung könnte nun abgewürgt werden, zum einen ebenfalls wechselkursbedingt. Denn eine starke Aufwertung des Frankens würde gemäss Branchenmonitor die Umsätze von Chemie, Maschinenbau, Metall- und Lebensmittelindustrie gefährden.

Und laut den Credit-Suisse-Ökonomen hat sich nach dem Brexit-Ja das Risiko einer erneuten Frankenaufwertung gegenüber dem Euro erhöht. Dies obwohl sich der Franken bisher, dank Interventionen der Schweizerischen Nationalbank, nur mässig aufgewertet hat.

Nicht nur der starke Franken stellt eine Gefahr dar. Das langfristigere Risiko ist eine konjunkturelle Abkühlung in der Eurozone. Auch dieses Szenario sei mit dem Brexit-Entscheid wahrscheinlicher geworden, schreiben die Ökonomen der Credit Suisse.

Darunter leiden würden ebenfalls die Exportbranchen. Die Credit-Suisse-Ökonomen erwarten allerdings nach wie vor, dass die Eurozone im laufenden Jahr wachsen wird. Von einer spürbaren Abkühlung der europäischen Konjunktur gehen sie nicht aus. (sda)

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