Island nach Wahl vor schwieriger Regierungsbildung

Island nach Wahl vor schwieriger Regierungsbildung

29.10.2017, 03:56

Nach der Parlamentswahl steht Island vor einem Regierungswechsel. Ersten Zahlen nach Schliessung der Wahllokale zufolge ist die konservative Unabhängigkeitspartei von Regierungschef Bjarni Benediktsson zwar stärkste Kraft, ihr fehlen aber die Koalitionspartner.

Nach ersten Ergebnissen der Abstimmung verlor die konservative Unabhängigkeitspartei von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson Wähler, bleibt aber mit rund 26 Prozent stärkste Partei. Allerdings hat eine der bisherigen Regierungsparteien den Wiedereinzug ins Parlament verpasst.

Die Links-Grüne Bewegung von Katrin Jakobsdottir folgt auf Platz zwei, sie legt zu auf 17 Prozent. Drittstärkste Kraft werden die Sozialdemokraten mit 13 Prozent. Sie konnten ihre Stimmen nahezu verdoppeln und wären ein möglicher Koalitionspartnern der Links-Grünen. Die Piratenpartei könnte sich einer linken Koalition anschliessen, hat aber deutlich verloren und kommt noch auch acht Prozent.

Das zuvor hoch gehandelte Bündnis aus Links-Grünen, Sozialdemokraten und Piratenpartei kommt allein auch nicht auf die erforderliche Mehrheit von 32 Sitzen im Parlament Althingi. Die Chefin der Links-Grünen, Katrín Jakobsdóttir, zeigte sich in der Nacht dennoch zuversichtlich, eine Regierung bilden zu können.

Island steht damit nach der Wahl vor einer schwierigen Regierungsbildung. Es ist offen, wer das Land im Norden künftig führen wird. Mindestens drei Parteien werden sich zu einer Koalition zusammenfinden müssen.

Zweite Wahl innert eines Jahres

Rund 248'000 Isländer waren wahlberechtigt. Mit einem Endergebnis wurde bis zum Sonntagmorgen gerechnet.

Die Isländer mussten zum zweite Mal binnen 12 Monaten in die Wahlkabinen, weil die erst wenige Monate alte Mitte-Rechts-Regierung im September zerbrochen war. Die kleine Partei «Bright Future» hatte die Koalition aufgekündigt, nachdem Benediktssons Vater gefordert hatte, das Strafregister eines verurteilten Vergewaltigers zu löschen.

«Bright Future» besiegelte damit vorerst auch die eigene Zukunft: Die Regierung-Partei schaffte es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde und wird damit künftig nicht einmal im Parlament sitzen. Auch die beiden anderen Regierungsparteien, die Unabhängigkeitspartei und die liberale Reformpartei verloren an Zustimmung, genau wie die Piraten. Zu den Gewinnern zählen dagegen die neugegründete Zentrumspartei, die Sozialdemokraten und die Volkspartei. (sda/dpa/reu)

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