In Haiti haben Dutzende Menschen den zweiten Tag in Folge gegen die Regierung von Staatschef Michel Martelly demonstriert. Vor dem Parlamentssitz in der Hauptstadt Port-au-Prince kam es nach Medienberichten am Sonntagabend zu Strassenschlachten mit der Polizei.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Haiti Press Network wurde mindestens ein Mensch durch ein Gummigeschoss verletzt. Die Demonstranten forderten den Rücktritt von Präsident Martelly.
Die Proteste fanden kurz vor dem fünften Jahrestag des Erdbebens vom 12. Januar 2010 mit 250'000 Toten statt. Dem verarmten Karibikstaat droht eine Verschärfung der politischen Krise. Wegen eines anhaltenden Streits zwischen Regierung und Opposition können die seit 2011 überfälligen Parlamentswahlen nicht abgehalten werden.
Am Montag laufen die meisten Abgeordneten- und Senatorenmandate aus. Danach kann die Martelly-Regierung nur per Dekret regieren. Nach Angaben vom Rundfunksender Radio Metropole scheiterte am Freitag ein erneuter Verhandlungsversuch zwischen Martelly und mehreren Oppositionssenatoren, um eine Einigung auf Wahlen kurz vor der Parlamentsauflösung zu erzielen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat derweil die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, bei den Hilfen für Haiti nicht nachzulassen. In einer am Sonntag von der UNO verbreiteten Erklärung betonte Ban die «realisierten Fortschritte» seit der Katastrophe und lobte das haitianische Volk für seine «Ausdauer» beim Wiederaufbau.
Gleichwohl müsse die Welt ihre Unterstützung für Haiti fortsetzen. Ban erklärte, es gebe noch «viel Arbeit», um politische und institutionelle Stabilität sowie eine demokratische Regierungsführung in dem Land sicherzustellen. (feb/sda/afp)