Der nominierte neue GLP-Präsident Jürg Grossen will seiner Partei mit neuem Themenfokus zu mehr Kraft verhelfen. Er plädiert in Zeitungsinterviews für weniger Verbote und eine offenere Schweiz. Für die GLP kündigte er einen progressiven und liberalen Kurs an.
Das Thema Offenheit und internationale Vernetzung werde für die GLP zentral, sagte Jürg Grossen in verschiedenen Interviews mit mehreren Schweizer Zeitungen am Freitag. Der 48-jährige Berner Nationalrat soll am Samstag zum neuen Präsidenten der Grünliberalen Schweiz gewählt werden.
Die Partei werde sich für Wettbewerb und Liberalisierung einsetzen, erklärte der Elektro-Unternehmer. Als Beispiele nannte er den Taxidienst Uber oder die Buchungsplattform Booking.com. Die Linke und Rechte dagegen setze auf Verbote und Stillstand, kritisierte er.
Wie die Made im Speck
Der dreifache Vater sagte, die Schweiz verhalte sich im Moment wie eine Made im dünnen Speck der nächsten Generationen: Sie fresse sich durch. Nur wenn der Umweltschutz und die Wirtschaft vereint würden, könne der Planet gerettet werden. Heute gebe es eine überbordende Bürokratie im Umweltschutz. Diese sei durch linke und grüne Politik mitverschuldet.
Das Mindestziel für die GLP bei den Wahlen in zwei Jahren laute, die Fünf-Prozent-Hürde wieder zu übertreffen und Sitze zurückzugewinnen, erklärte Grossen. Er sieht die GLP in Zukunft als entscheidende Kraft mit rund 10 bis 15 Prozent Wähleranteil.
Grosswetterlage entscheidend
Entscheidender für den Erfolg sei die Grosswetterlage und nicht der Parteipräsident, sagte Grossen. Frühere Listenverbindungen mit anderen Parteien verteidigte er. Diese würden aus mathematischen und nicht aus inhaltlichen Gründen erfolgen. Das Schweizer Wahlsystem benachteilige kleine Parteien. Allianzen mit CVP, EVP und BDP schliesst er nicht aus.
Im Unterschied zu seinem Vorgänger Martin Bäumle sei er «vielleicht etwas teamorientierter», meinte der bald neue GLP-Chef. Er wolle nicht das einzige Aushängeschild der Partei sein, sondern Hand in Hand arbeiten etwa mit Fraktionschefin Tina Moser und Kathrin Bertschy, der Präsidentin des GLP Lab.
Schliesslich verriet Grossen auch, wie er zur Partei kam. 2007 habe er beim Ausfüllen der Wahlhilfe «Smartvote» bemerkt, dass eine Partei existiere, deren Anliegen er zu mehr als 90 Prozent teile. Weil die GLP da erst im Kanton Zürich aktiv war, konnte der Berner diese jedoch nicht wählen. Danach half er beim Aufbau der Partei im Kanton Bern mit. (sda)