Im Sudan sind Sicherheitskräfte laut Opposition und Ärzten gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen. Mindestens neun Menschen seien dabei getötet worden, teilte ein Verband sudanesischer Ärzte am Montag auf Facebook mit.
Das Oppositionsbündnis Deklaration für Freiheit und Wandel sprach von mindestens 13 Toten.
Es werde versucht, mit Gewalt die seit Wochen andauernde Sitzblockade im Zentrum Khartums aufzulösen, twitterte das Gewerkschaftsbündnis SPA mit, das die anhaltenden Massenproteste im Sudan organisiert. Die Demonstranten seien einem «blutigen Massaker» ausgesetzt. SPA rief die Menschen dazu auf, auf die Strassen zu gehen und friedlich zu demonstrieren, um den militärischen Übergangsrat zu stürzen.
Nach drei Jahrzehnten an der Macht war Sudans Präsident Omar al-Baschir im April von den Streitkräften gestürzt worden. Dem Putsch waren monatelange Massenproteste vorausgegangen.
Seitdem ringen das Militär und die Opposition um die Bildung einer Übergangsregierung. Die Verhandlungen waren kürzlich zusammengebrochen, da sich beide Seiten nicht darauf einigen konnten, wer die Regierung leiten sollte. Die Sitzblockade in Khartum, die massgeblich zum Sturz Al-Baschirs beigetragen hatte, wurde auch nach dem Putsch weiter fortgeführt.
Scharfe Munition eingesetzt
Bilder des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira zeigten, wie etliche Menschen durch die Strassen liefen und in Deckung gingen. Einige Menschen zündeten Reifen an, Rauchschwaden waren über den Häuserdächern zu sehen.
Die Bilder kamen Al-Dschasira zufolge von Aktivisten und Augenzeugen, da der Sender selber seit vergangener Woche nicht mehr aus dem Sudan berichten darf. Einige Videos zeigten auch, wie Sicherheitskräfte auf Demonstranten einschlugen.
Der Demonstrant Ahmed Hamdan sagte, am Montagmorgen seien Polizisten und Mitglieder der Schnellen Einsatztruppen (RSF) - einer berüchtigten Einheit, die mit dem Militär in Verbindung steht - gegen die Demonstranten vorgegangen. Sie hätten die Sitzblockade umzingelt und mit Tränengas und scharfer Munition geschossen, sagte er.
Abtransport von Verwundeten nicht möglich
Auf dem zentralen Platz seien etliche Verwundete, die noch nicht abtransportiert werden konnten, teilte der Ärzteverband mit. Er bat Organisationen wie das Rote Kreuz und Ärzte ohne Grenzen um Hilfe. Zudem würden Sicherheitskräfte in einem Spital in Khartum mit scharfer Munition schiessen, hiess es.
Der militärische Übergangsrat bestritt einem Medienbericht zufolge, dass er die Sitzblockade in Khartum auflösen wollte. Man habe es nicht auf die Sitzblockade abgesehen und man habe sie nicht mit Gewalt aufgelöst, sagte ein Sprecher des Rats dem Sender Sky News Arabia.
Sicherheitskräfte seien lediglich gegen ein Gebiet in der Nähe der Sitzblockade vorgegangen. Dieses Gebiet sei eine Brutstätte von Korruption und Kriminalität und stelle eine Gefahr für die Sicherheit der Menschen dar. Diejenigen, die zur Sitzblockade zurückkehren wollten, könnten dies tun, sagte er.
Besorgnis im Ausland
Die US-Botschaft im Sudan machte dennoch den militärischen Übergangsrat für die Gewalt verantwortlich. Der Rat könne die Menschen Sudans nicht verantwortungsvoll führen, twitterte die Botschaft. Die Angriffe der Sicherheitskräfte auf Demonstranten müssten sofort aufhören.
Auch der britische Botschafter Irfan Siddiq zeigte sich «extrem besorgt» über die zu hörenden Schüsse und die Berichte, dass Sicherheitskräfte Demonstranten angreifen würden.
Jüngst hatte der militärische Übergangsrat die Sitzblockade als Gefahr für die Demonstranten und das Land bezeichnet und angekündigt, gegen illegale Handlungen dort vorzugehen. Zudem wurde das Büro des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira in Khartum nach eigenen Angaben von den Behörden geschlossen und den Reportern des Senders verboten worden, aus dem Land zu berichten. (sda/afp/dpa)