Ein ranghoher palästinensischer Mitarbeiter der Organisation World Vision soll westliche Hilfsgelder in Millionenhöhe an die im Gazastreifen herrschende Hamas weitergeleitet haben. Das behauptet der israelische Inlandgeheimdienst Schin Bet.
Mohammed el-Halabi, Leiter der Zweigstelle der internationalen Hilfsorganisation in Gaza, sei am 15. Juni am Eres-Kontrollpunkt zwischen Israel und dem Gazastreifen festgenommen worden, teilte der Geheimdienst am Donnerstag mit.
Man gehe von einer Summe von bis zu rund 50 Millionen Dollar aus, die für militärische Zwecke missbraucht wurden, sagte ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums. El-Halabi wurde am Donnerstag vor einem Bezirksgericht in Beerscheva angeklagt.
World Vision erklärte, el-Halabi sei als zuverlässiger und gewissenhafter Kollege bekannt. «Nach derzeitigem Informationsstand gibt es keinen Anlass, anzunehmen, dass die Anschuldigungen begründet sind.» Man sei «schockiert». World Vision werde alle nötigen Schritte in die Wege leiten, um den Sachverhalt schnellstens aufzuklären. Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas in Gaza wies die Vorwürfe als «Lügen» zurück.
Auch für World Vision Schweiz stehen «zum jetzigen Zeitpunkt Vorwürfe im Raum, für die noch keine Beweise vorliegen», wie die Organisation am Freitag mitteilte. World Vision Schweiz finanziere derzeit keine Entwicklungsprojekte im Gazastreifen.
Schwierige Hilfe in Gaza
Im Gazastreifen stellten nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mehrere Hilfsorganisationen vor ein paar Jahren ihre Tätigkeit ein, weil sie eine Kriminalisierung ihrer Arbeit befürchteten. Mehrere Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats verpflichten Staaten sicherzustellen, dass ihr Geld für humanitäre Hilfe nicht Terrororganisationen zugute kommt.
Das IKRK hat deshalb verschiedentlich gefordert, dass Staaten in ihrer Antiterror-Gesetzgebung über eine Ausnahmeklausel für die humanitäre Hilfe verfügen. Um Hilfsgüter in Gebieten unter Kontrolle sogenannter Terrororganisationen zu verteilen, müssen die Hilfsorganisationen etwa mit Vertretern solcher Organisationen verhandeln können, ohne kriminalisiert zu werden. (sda/dpa)