Libyens Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch lehnt einen internationalen Militäreinsatz zur Hilfe gegen Terrorgruppen wie den Islamischen Staat (IS) in seinem Land ab. Er wünscht sich aber Satellitenaufklärung, Geheimdienstinformationen und «technische Hilfen».
Internationale Unterstützung werde zwar benötigt, anders als von manchen Medien behauptet, wolle seine Regierung aber keine Kampfhilfe durch Bodentruppen und auch keine Luftangriffe, sagte er der französischen Sonntagszeitung «Journal du Dimanche» sowie der «Sonntagszeitung».
Der «vollständige Sieg» gegen den IS in dessen Hochburg Sirte sei nahe, sagte der Regierungschef weiter. Er hoffe zudem, dass der langwierige Krieg gegen den Terrorismus das - seit Jahren zerrüttete - Land vereinen könne.
Kein Platz für Flüchtlinge
In der «Sonntagszeitung» und einem weiteren Interview mit der «Welt am Sonntag» lehnte es al-Sarradsch zudem ab, Flüchtlinge aus Europa zurückzunehmen. «Wir werden nicht akzeptieren, dass die EU Migranten zu uns zurückschickt», sagte er. «Europa muss Wege finden, sie in ihre Heimatländer zurückzubringen. Sie können nicht bei uns leben.»
Seit der Schliessung der Balkan-Route ist die Zahl von Menschen, die von Libyen aus über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen, stark gestiegen. Immer wieder starten Flüchtlinge in teilweise schrottreifen Booten von der libyschen Küste in Richtung Italien. In den nordafrikanischen Land halten sich nach unterschiedlichen Angaben bis zu eine Million Flüchtlinge und Migranten auf.
Al-Sarradsch leitet die von den Vereinten Nationen vermittelte Einheitsregierung in Libyen, welche zwei rivalisierende Regierungen im Land ersetzen soll. Der nordafrikanische Staat kommt seit dem mit westlicher Militärhilfe erreichten Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahre 2011 nicht zur Ruhe.
Die IS-Miliz hat das Machtvakuum und Chaos ausgenutzt, um sich immer weiter auszubreiten. Sie kontrolliert einen mehrere Hundert Kilometer langen Küstenstreifen um Sirte. (sda/dpa)