Benjamin Netanjahu kann auf eine glänzende politische Karriere zurückblicken: Neben dem Amt des Regierungschefs diente er auch als Aussenminister, Finanzminister, Oppositionsführer und UNO-Botschafter Israels.
Doch wer «Benjamin Netanyahu» auf Youtube eingibt, stösst ganz oben auf ein zehnminütiges Video aus dem Jahr 1978, als er noch gar kein politisches Amt bekleidete. Kein Clip über den israelischen Regierungschef wird öfter angeklickt als dieser.
Der damals 28-Jährige lebte in den USA und war Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group. In der TV-Sendung «The Advocate» debatierte er zur Frage, ob im besetzten Westjordanland und im Gazastreifen ein unabhängiger palästinensischer Staat entstehen soll – dieselbe Frage, die er heute als Regierungschef beantworten soll.
Neben seinen beinahe jugendlichen Gesichtszügen fällt in dem Video auf, dass er als «Mr. Nitay» vorgestellt wird. Das ist nicht der Ignoranz der Moderatoren geschuldet. Netanjahu selbst hatte damals entschieden, seinen Namen zu anglisieren, um amerikanischen Geschäftspartnern die Aussprache zu erleichtern. Jahre später warfen ihm politische Gegner deswegen mangelndes Nationalbewusstsein vor.
Auch inhaltlich ist das 35 Jahre alte Video interessant: Netanjahu sprach sich damals gegen die Schaffung eines palästinensischen Staates aus, liess aber durchblicken, dass er sich ein israelisches oder jordanisches Bürgerrecht für die Palästinenser im Westjordanland und Gaza vorstellen könnte.
Netanjahus aktuelle Haltung zur Zwei-Staaten-Lösung, für die US-Aussenminister John Kerry wirbt, ist ambivalent. Die Forderung nach einer Ein-Staaten-Lösung, wie er sie 1978 skizzierte, würde er heute aber mit Sicherheit nicht mehr wiederholen.