Schweiz
Tier

«Heute dürfen alle Haustiere gegessen werden. Das ist pervers» 

«Menschen, die ihre Haustiere essen, haben kein Herz», findet Tierschützerin Tomi Tomek. 
«Menschen, die ihre Haustiere essen, haben kein Herz», findet Tierschützerin Tomi Tomek. bild: tomi tomek
Interview zur Katzen-Petition

«Heute dürfen alle Haustiere gegessen werden. Das ist pervers» 

Schweizer dürfen ihre Haustiere essen – jedenfalls wenn Hund oder Katz gemäss Tierschutzvorschriften geschlachtet werden. «Unverständlich», findet die Neuenburger Tierschützerin Tomi Tomek und lanciert eine Petition. 
03.09.2014, 15:4104.09.2014, 09:57
Rafaela Roth
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Was halten Sie von Menschen, die Hunde und Katzen essen?
Menschen, die ihre Haustiere essen, haben kein Herz. Wir leben mit diesen Tieren zusammen, sie gehören zur Familie. Und Familienmitglieder würde man auch nicht töten und verspeisen. 

Wo liegt der Unterschied, ein domestiziertes Schwein oder ein Haustier zu essen? 
Ich bin Vegetarierin. Für mich macht das sowieso keinen Unterschied. Bei Haustieren ist es für mich aber besonders unverständlich. Ich habe 2007 den Kampf gegen den Handel mit Katzenfellen geführt und gewonnen. Nun will ich gegen das Essen von Haustieren vorgehen. 

Zur Person
Tomi Tomek lebt mit ihrer Lebenspartnerin in Noiraigue (NE) und ist Mitbegründerin von SOS Chats, einer Organisation, die sich um misshandelte Katzen kümmert. Die 62-Jährige hat sich 2007 erfolgreich gegen den Handel mit Katzenfellen eingesetzt. 
«Heute dürfen alle Haustiere innerhalb der Familie, in der das Tier lebt, gegessen werden. Das ist pervers.» 

Gibt es überhaupt Menschen, die Lust haben, Katzen und Hunde zu essen? 
Ja, das ist belegt. Auf eine Anfrage hin habe ich einmal persönlich ein Rezept zur Zubereitung einer Katze erhalten. In der Romandie gibt es ein Bauer, der Würste aus Hundefleisch produziert. Auch aus dem Appenzell und aus Luzern sind Fälle bekannt. Es gibt Menschen, die auf Hundecrème gegen Rheuma schwören, sogar in einschlägigen Restaurants wird das Fleisch serviert. Und da meckern wir über die Chinesen, die Hunde essen. 

Nun haben Sie eine Petition lanciert. Was fordern Sie? 
Ich fordere entweder ein neues Gesetz, das den Konsum von Haustieren verbietet, oder dass ein entsprechender Paragraph dem neuen Tierschutzgesetz von 2013 angefügt wird. Stellen Sie sich vor: Heute dürfen alle Haustiere innerhalb der Familie, in der das Tier lebt, gegessen werden. Das ist pervers. 

«Sogar Brigitte Bardot hat meine Petition unterschrieben.»

Wer unterstützt Ihre Petition? 
Ich habe sie am 24. August lanciert, innerhalb der letzten elf Tage haben sie schon mehr als 9200 Menschen unterschrieben, sogar Brigitte Bardot. Ich glaube, bei der Bevölkerung findet mein Anliegen Anklang, an der Politik arbeite ich noch. 

Die Gesetzeslage in der Schweiz
Der Handel mit Katzenfellen ist seit 2013 verboten. Zudem dürfen Katze und Hunde nicht als Speise verkauft, gespendet oder angeboten werden, da sie nicht als Lebensmittel im Gesetz verankert sind. Haustiere zu verspeisen ist jedoch legal, solange die Tierschutzverordnung eingehalten wird. (rar)

Wie meinen Sie das? 
Ich bin noch auf der Suche nach einem Politiker, der meine Sache unterstützt. Bisher hatte ich keinen Erfolg. Ich glaube, sie haben Angst. 

Vor wem? 
Vor Landwirten, die heftig protestieren würden. Ich brauche jemanden mit viel Mut. Ich glaube, das wird mir gelingen. Der Politiker müsste eine Motion einreichen, dann müsste im Parlament darüber abgestimmt werden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
goschi
03.09.2014 18:05registriert Januar 2014
Pferdefleisch ist in der Schweiz eine akzeptierte Mahlzeit, niemand protestiert dagegen, in den USA ist es dagegen komplett verpönt, in England bis vor kurzem sogar verboten gewesen, dies ist nur ein Beispiel, wie unterschiedlich die Rezeption zu bestimmten Tieren ist, ob sie gegessen werden dürfen oder nicht, viel hängt von kulturellen Entwicklungen ab.
Die Frage ist, wo will man da eine Grenze ziehen? ist das Kaninchen nun ein Streicheltier oder eine Nahrungsquelle, oder beides? Wieso ist die Katze ein Haustier ihrer Definition, das Pferd aber nicht?
Eine Verbotsmentalität schadet nur!
282
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fly Boy Tschoko
03.09.2014 17:49registriert Mai 2014
Was sind Haustiere? Das ist eine Frage der Haltung und nicht der Tierart. So ist ein Schwein ein weniger verbreitetes Haustier als ein Hase. Ein Hausschwein ist aber mehr Haustier als ein Masthase. Dies genau zu definieren ist unmöglich.
201
Melden
Zum Kommentar
12
Regierungsrat rüstet sich für das Zwei-Millionen-Zürich

Der Zürcher Regierungsrat rüstet sich für das kommende Bevölkerungswachstum. Mit dem Projekt «Wachstum 2050» will die Regierung wissen, welche Probleme auf den künftigen Zwei-Millionen-Kanton zukommen werden.

Zur Story