Als sich die Schweizer Spieler am späten Sonntagabend im Hotel nach der Partie gegen die Slowakei (2:0) zum Abendessen trafen, sangen sie Tristan Scherwey um Mitternacht ein Ständchen. Der Freiburger feierte gestern seinen 27. Geburtstag. Am Tag zuvor hatte sich Scherwey selbst ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk gemacht. Mit einem Tor und einem Assist führte er das Nationalteam zum zweiten Sieg im zweiten WM-Spiel.
Es isch ja scho "morn" und de nöchst het Geburi: Happy Birthday, Trische! pic.twitter.com/4HtC2I3QCz
— Swiss Ice Hockey (@SwissIceHockey) 6. Mai 2018
«Das war ein sehr spezieller Moment für mich», beschrieb Scherwey nach der Partie mit einem Strahlen im Gesicht seinen ersten WM-Treffer. «Ich habe zuerst gar nicht realisiert, dass ich den Puck abgelenkt habe. Ich dachte, der slowakische Verteidiger sei es gewesen», so Scherwey weiter. «Es ist wirklich schön, für diesen Moment habe ich hart gearbeitet.»
Scherwey, einst als «Lausbub» verschrien, ist längst zu einem kompletten Stürmer gereift, der sich nicht nur in der National League, sondern auch auf internationalem Niveau durchsetzen kann. An den Olympischen Spielen in Pyeongchang lief es Scherwey wie der ganzen Schweizer Mannschaft nicht nach Wunsch. Nun, an der WM in Dänemark, will es nicht zuletzt auch Scherwey besser machen.
Der Freiburger in Diensten des SCB ist ein Spieler, der sich ständig verbessern will, der jeden Tag an sich arbeitet. Wenn die Teamkollegen sich vor den Trainings oder den Partien mit einem lockeren Fussballspiel aufwärmen, absolviert Scherwey sein eigenes Programm mit Kraft- und Sprintübungen. «Ich arbeite jeden Tag hart, um meine Qualitäten zu behalten», so Scherwey.
Obwohl er in der Hierarchie sowohl in Bern wie auch in der Nationalmannschaft aufgestiegen ist, ist Scherwey bescheiden und dankbar geblieben. «Von einer Teilnahme bei Olympia oder an einer WM habe ich stets geträumt. Dieses Jahr ist gleich beides in Erfüllung gegangen», freut sich Scherwey. Dabei scheint er in Gedanken Nationaltrainer Patrick Fischer vor Freude um den Hals zu fallen.
Wobei, eigentlich nimmt Scherwey bereits zum zweiten Mal nach Prag 2015 an einer WM teil. Damals unter Glen Hanlon reiste er als überzähliger 14. Stürmer an das Turnier. Während der WM versprach Hanlon dem damaligen Neuling einen Einsatz. An den Spieltagen überlegte es sich der Kanadier aber anders und liess Scherwey bis zum Turnierende auf der Tribüne schmoren.
Für Scherwey ist nach der wenig aufbauenden Erfahrung von Prag deshalb Kopenhagen «meine erste WM». Und der kleingewachsene Powerflügel nimmt bisher eine spielprägende Rolle ein. Zusammen mit seinem Klubkollegen Gaëtan Haas und Noah Rod bildete er gegen die Slowaken nicht nur auf dem Papier die erste Sturmformation; das Trio hatte auch auf dem Eis am meisten Einfluss.
«Gegen Österreich haben wir zwar gewonnen, aber wir wussten, dass wir gegen die Slowakei mehr machen müssen. Das ist uns gelungen, wir waren von Anfang an bereit. Diese Leistung gibt uns Zuversicht für die weiteren Partien», resümierte Scherwey, der sich selbst nicht als Matchwinner sah, sondern den Sieg der Mannschaft zuschrieb: «Jeder hat heute ‹gchrampfet› für den Erfolg.»
Für die Partie heute gegen Tschechien (20.15 Uhr) ist Scherwey zuversichtlich: «Die Tschechen müssen nach der Niederlage gegen Schweden (2:3 am Sonntag) reagieren. Das wird nicht einfach für uns. Wir müssen mutig spielen und uns etwas trauen.» Es bestehen keine Zweifel, dass «Chrampfer» Scherwey mit bestem Beispiel voran gehen wird. (ram/sda)