Der schwere Massensturz in der 3. Etappe der Tour de France forderte viele Opfer. Unter anderem musste Fabian Cancellara die Frankreich-Rundfahrt wegen zwei gebrochenen Lendenwirbeln aufgeben – und das nur einen Tag, nachdem er das gelbe Leadertrikot erobert hatte.
Auch Laurens Ten Dam stürzte heftig. Die Rennleitung meldete bereits die Aufgabe des Holländers – doch der ist ein zäher Knochen. Der 34-Jährige kugelte sich beim Sturz die Schulter aus. Fotos zeigen einen vor Schmerz schreienden, am Boden liegenden Ten Dam. «Sein Velo war schon auf dem Dach des Begleitautos», erzählte Teamdirektor Nico Verhoeven nach der Etappe.
Doch der auch schon als «Chuck Noris des Radsports» bezeichnete Fahrer wollte nicht an ein frühzeitiges Ende der Tour glauben. Also renkte er die Schulter wieder ein und fuhr ins Ziel, das immerhin noch 58 Kilometer entfernt war. «Ich habe hart trainiert, da wollte ich nicht schon aufgeben, bevor wir überhaupt Frankreich erreicht haben», sagte Ten Dam.
Im Ziel wurde der Gesamt-Neunte des letzten Jahres verarztet. Sein rechter Arm wurde in eine Schlinge gelegt und Teamkollege Robert Gesink twitterte ein Bild, das die Equipe Lotto NL-Jumbo beim Abendessen zeigt. Ten Dam war nicht in der Lage, sein Fleisch selber zu schneiden.
#Kampioen vlees snijden #Samen Laurens voeren pic.twitter.com/ZiFqrANN6J
— Robert Gesink (@RGUpdate) 6. Juli 2015
Heute auf der 4. Etappe wird Laurens Ten Dam niemanden haben, der ihm den Lenker halten kann. Und ausgerechnet heute steht ein Teilstück auf dem Programm, das die Fahrer durchschütteln wird. 13,3 der 223 Kilometer von Seraing nach Cambrai führen über Kopfsteinpflaster.
«Ich muss zugeben, dass ich mich nicht wirklich darauf freue. Aber hey: Wir werden es schaffen», schreibt Ten Dam seinen Fans, ehrlich und mit der nötigen Zuversicht.
I must admit I am not looking forward to the cobbles now.. But hey. We'll manage.
— laurenstendam (@laurenstendam) 6. Juli 2015
«So lange ich dabei bin, so lange ist es möglich, dass ich mich erhole», macht sich der Gestürzte Mut. «Auf dem Kopfsteinpflaster wird es schmerzhaft, aber danach habe ich vier Tage Zeit, um gesund zu werden. Bis wir in die Alpen kommen, geht es ja noch zwei Wochen und dann ist vielleicht alles schon wieder ganz anders.»
Ten Dam hat schon ganz anderes überstanden. Legendär ist sein Ruf besonders wegen eines Sturzes an der Tour de France 2011. Nachdem er in der Abfahrt blutüberströmt auf der Strasse des Col d'Agnes lag, wurde er gepflegt, stieg dann wieder aufs Velo – und fuhr mit einem Verband über der Nase ins Ziel.
«Du gibst die Tour nicht wegen einer dicken Lippe auf», sagte er anschliessend und fuhr die Frankreich-Rundfahrt zu Ende. Nicht umsonst wird dieser zähe Laurens Ten Dam auch «Chuck Norris des Radsports» genannt.