Lawinenabgänge nach aussergewöhnlich schweren Schneefällen haben allein in der ostafghanischen Provinz Pandschir mehr als 120 Menschen das Leben gekostet. Dutzende Personen werden vermisst.
Die Polizei gab die Zahl der Lawinentoten am Mittwochabend mit 122 an. «Rund 100 Häuser sind unter dem Schnee begraben worden», sagte der stellvertretende Direktor der afghanischen Katastrophenschutzbehörde, Mohammad Aslam Sajas. Nach Angaben mehrerer Provinzbehörden werden weiterhin Dutzende Menschen vermisst.
Der Polizeichef der Provinz Pandschir, Abdul Asis Ghairat, sagte vom Ort der Katastrophe: «In der Provinz herrscht beispielloser Schneefall.» Helfer suchten nach Verschütteten. «Aber uns fehlen Maschinen und anderes Gerät, um sie zu bergen.»
Die Strassen zu mehreren betroffenen Dörfern seien durch die Schneemassen blockiert, sagte Provinzgouverneur Abdul Rahman Kabiri. «Es ist schwierig für die Rettungskräfte, die Gegenden schnell zu erreichen, und ich befürchte, dass noch mehr Menschen sterben werden.»
In der zentralafghanischen Provinz Bamian war nach Angaben der Provinzregierung bereits am Dienstag eine vierköpfige Familie bei einem Lawinenabgang ums Leben gekommen. Auch aus den südöstlichen Provinzen Laghman und Nangahar sowie aus der nordwestlichen Provinz Badghis wurden sieben weitere Lawinentote gemeldet. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani wies die Behörden nach Angaben seines Büros dringend an, den Opfern zu helfen.
Die heftigen Schneefälle in der Region legten auch die wichtigste Verbindungsroute zwischen Kabul und Nordafghanistan lahm, die über den Salang-Pass in Pandschirs Nachbarprovinz Parwan führt. Dort wurden Hochspannungskabel beschädigt, die die Hauptstadt mit Elektrizität aus Tadschikistan versorgen. Seit Montagabend kommt es in weiten Teilen Kabuls immer wieder zu stundenlangen Stromausfällen. (sda/dpa/afp)