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«Nicht die Huren sind schlecht, sondern die Gesetze»

Die Aktivistin Emy Fem anlässlich der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne.
Die Aktivistin Emy Fem anlässlich der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne.Bild: EPA/AAP
Welt-Aids-Konferenz

«Nicht die Huren sind schlecht, sondern die Gesetze»

Wenn Sexarbeiterinnen weiter systematisch verfolgt und ausgegrenzt werden, ist der weltweite Kampf zur Ausrottung von HIV und Aids nach Ansicht der Experten zum Scheitern verurteilt. 
22.07.2014, 14:0222.07.2014, 14:25
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Verfolgung und Ausgrenzung treiben Sexarbeiterinnen in vielen Ländern in den Untergrund. Sie verbreiten ungetestet und ungeschützt HIV. Kondome verteilen reicht nicht, um die Aids-Epidemie zu stoppen, schreiben Fachleute in der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet». Stigmatisierung und Verfolgung seien massive Menschenrechtsverletzungen. Das Heft zum Thema «Sexarbeiterinnen und HIV» wurde am Dienstag in Melbourne bei der Welt-Aids-Konferenz vorgestellt.

Die Zeitschrift, die auf dem Titelbild sonst eher Zellkulturen oder Krankheitsbilder präsentiert, zeigt darauf Prostituierte in Leder und Strapsen mit Plateau-Stiefeln und einem Schild in der Hand: «Die Gesetze sind schlecht, nicht die Huren». 

«Das Ziel einer aidsfreien Generation wird nicht erreicht werden, wenn die Menschenrechte von Sexarbeiterinnen nicht weltweit anerkannt werden.»

Die Kriminalisierung von käuflichem Sex zwinge weibliche, männliche und transgender-Prostituierte oft in den Untergrund, heisst es in dem Heft. Kondome, HIV-Tests und Medikamente seien für viele nicht zugänglich. In manchen Regionen in Afrika sind nach internationalen Studien mehr als ein Viertel der Sexarbeiterinnen mit dem HI-Virus infiziert, das unbehandelt die tödliche Immunschwächekrankheit Aids auslöst. 

Razzia bei indonesischen Sexarbeiterinnen.
Razzia bei indonesischen Sexarbeiterinnen.Bild: AFP

13-mal höheres Infektionsrisiko

«Sexarbeiterinnen tragen ein 13,5-mal höheres Risiko, sich mit dem HI-Virus zu infizieren als andere Frauen», heisst es weiter. Es reiche aber nicht, mehr Kondome zu verteilen oder Sexarbeitern Gleitcreme oder Aids-Medikamente zur Verfügung zu stellen. Vielmehr müssten Gesetze, Politik und gesellschaftliche Einstellungen geändert werden. 

«Die Entkriminalisierung von Sexarbeit hätte den grössten Einfluss auf den Verlauf der Epidemie, und könnte in den nächsten zehn Jahren ein Drittel der HI-Infektionen unter Sexarbeiterinnen und ihren Kunden verhindern», heisst es in «Lancet».

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Schwedisches Modell untauglich

Das sogenannte schwedische Modell, wo zwar nicht die Prostituierten, aber die Freier kriminalisiert werden, reduziere das Gewerbe nicht, betonte Anna-Louise Crago von der Universität Toronto. Sexarbeiterinnen und Freier würden nur in Randgebiete gezwungen, wo es schwieriger für die Frauen sei, sichere Arbeitsbedingungen mit Kondomnutzung auszuhandeln. (whr/sda/dpa)

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