Die «beste Armee der Welt» verzichtet künftig auf die graue Ausgangsuniform 95, das berühmte «Tenue A». Die neu einrückenden Rekrutinnen und Rekruten erhalten die Uniform nur noch, wenn sie diese für Repräsentationszwecke benötigen. So spart die Schweizer Armee bis 2035 bis zu 55 Millionen Franken.
Dem «Ausgänger» wird wohl kaum jemand nachtrauern. Die Farbe ist trist statt elegant und der Schnitt wirkt veraltet. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, in diesem Gwändli fühlt man sich lächerlich und verkleidet. Viele Armeeangehörige schämten sich, damit in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein.
Unsere ehemalige Newsdesklerin und Wachtmeisterin Cécile Klusák – heute Co-Chefredaktorin der Militärzeitschrift Schweizer Soldat – hat auf TikTok ein Video zur Abschaffung des «Ausgängers» gepostet. Die Reaktionen sprechen für sich: «Gott sei Dank» und «Endlich» lauten die Kommentare. Kein Wunder, wer trägt schon gerne einen Blazer, der aussieht, als wäre er aus den 80ern, und der selbst an der strammsten Soldatenbrust herunterhängt wie ein schlecht aufgehängter Vorhang?
Das «Tenue A» musste bisher bei Beförderungsfeiern, im Urlaub oder beim Hauptverlesen getragen werden. Mit dem Wegfall des Anzugs dürfen die Soldatinnen und Soldaten zu diesen Anlässen jetzt das «Tenue B» tragen.
Das ist ein Tarnanzug. Dieser ist viel bequemer und sieht eigentlich fast aus wie der Arbeitsanzug «Tenue C» mit dem die Rekrutinnen und Rekruten in den Gefechtsausbildungen durch den Schlamm robben. Einfach ein bisschen schöner – und er riecht auch besser.
Somit sollten jetzt eigentlich alle Angehörigen der Armee über die Abschaffung des Ausgängers jubeln, oder? Es gibt einen Haken: Am Tarnanzug fehlt ein Platz für Ribbons. Das sind die Auszeichnungs-Abzeichen, die man für besondere Verdienste erhält. Zum Beispiel «Militärsportauszeichnungen» für ausserordentliche Fitness, «Schützenauszeichnungen» für gute Leistungen im Schiessen, «Ausbildungsauszeichnungen» für spezielle militärische Ausbildungen oder «Einsatzabzeichen» für Einsätze im In- oder Ausland.
Und damit niemand mit blanker Brust durch die Gegend marschieren muss, erhält man ein paar der bunten Broschen einfach nur so. Zum Beispiel, weil man 90, 170, 250 oder sogar 950 Tage (!) im «Verein» Schweizer Militär verbracht hat.
Wie alles im Militär sind die Abzeichen selbstverständlich in einem eigenen Reglement geregelt.
Jetzt könnte man die Abzeichen natürlich einfach irgendwo auf der Tarnanzugsjacke anbringen. Doch das wäre natürlich zu einfach. «Die Ribbons werden nur am Veston/Blazer des Tenue A, 0,5 cm oberhalb der linken Brusttasche eingemittet, getragen», steht im Reglement 51.009 «Bekleidung und Packungen».
Der Platz am vorgesehenen Ort ist beschränkt. Aber man darf ja gemäss Reglement sowieso nur maximal neun Abzeichen anbringen. Das ist vermutlich auch besser so. Aber in welcher Rangordnung schmückt man denn nun seine Brust? Keine Sorge, auch da gibt es Vorgaben:
Das geht jetzt also alles nicht mehr, da es den «Ausgänger» nur noch für wichtige Armeeangehörige und die Militärmusik gibt. Für alle anderen Soldatinnen und Soldaten muss dringend eine Lösung her. Legenden besagen nämlich, dass die Orden im Ausgang die Dating-Chancen erheblich verbesserten. Schliesslich stehen die Auszeichnungen für besonderes Geschick, ausserordentlichen Durchhaltewillen und Fleiss.
Die Armee hat bislang noch keine Idee, wo man die Ribbons künftig befestigen könnte. Auf Anfrage von 20 Minuten teilte das VBS mit, dass eine Arbeitsgruppe verschiedene Optionen prüfen werde. Wann eine konkrete Lösung vorgestellt wird, ist noch nicht bekannt.