Wer kennt sie schon nicht, die üppigen US-Oldtimer aus den Fünfzigerjahren, die seit jeher zum Strassenbild Havannas gehören. Einige sind auf Hochglanz poliert, andere weisen erhebliche Spuren vom jahrzehntelangen täglichen Gebrauch auf. Nun stellt sich die Frage, ob mit der neuen Öffnung Kubas gegenüber den USA just diese pittoresken Denkmäler von Havannas Strassen verschwinden.
Die Prognose lautet: Ja. Fast.
Barocke US-Oldtimer sind fast überall auf der Welt begehrte Sammlerstücke. Und da sie damals in Millionenstückzahlen produziert wurden, existieren heute noch vergleichsweise viele davon. Es gibt eine ganze Industrie, welche Ersatzteile und Modifikationen für die internationale Oldtimer- und Kustom-Szene liefert. Gute Voraussetzungen dafür, dass den kubanischen Chevys und Konsorten weiterhin ein langes Leben vergolten ist, sollte man meinen.
Aber: Die Kubaner fuhren und fahren ihre Antiquitäten nicht wie hierzulande als Hobby, sondern weil gesetzliche Vorgaben und US-Sanktionen es nahezu verunmöglichten, neue Autos zu kaufen. Dementsprechend musste man sich mit dem zufriedengeben, was vor 1959 noch übrig geblieben war. Über die Jahre mussten die US-Oldtimer selbstverständlich repariert und modernisiert werden, und so kommt es, dass die meisten auf Kuba inzwischen sowjetische Fahrwerke oder japanische Motoren haben, die keineswegs kompatibel mit den US-Ersatzteilen sind.
Es wird freilich nicht von heute auf morgen passieren, doch moderne Autos werden erschwinglicher werden, was den Anstoss, einen verbastelten Oldtimer zu halten, erheblich vermindert. Die Tage der Chevys, Pontiacs und Studebakers sind gezählt.
Eine kleine Flotte hübsch aufbereiteter Oldtimer wird aber mit ziemlicher Sicherheit als Touristenattraktion bestehen bleiben (wie bereits heute zu beobachten). Es könnte aber durchaus sein, dass diese mit der Zeit wieder amerikanisch motorisiert wird.