Für viele Bernerinnen und Berner ist der jährliche Zibelemärit fett im Kalender markiert. Selbst Uniprofessoren lassen für den traditionellen Anlass ihre Vorlesungen ausfallen. Offiziell startet der Zibelemärit um 6 Uhr morgens, mit dem Verkauf darf aber bereits ab 3 Uhr morgens begonnen werden.
Der Zibelemärit ist Teil der «lebendigen Traditionen der Schweiz». Die genaue Herkunft des Zibelemärits ist nicht klar, es existieren verschiedene Theorien. «Sicher ist, dass der Markt geschichtlich in einem Zusammenhang mit dem Berner Herbstmarkt steht, der bereits in Quellen aus dem 15. Jahrhundert erwähnt wurde», schreibt das Bundesamt für Kultur BAK auf der Webseite der lebendigen Traditionen.
Gemäss dem Berner Volkskundler Rudolf J. Ramseyer sei der Zibelemärit Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, als Markt am Vortag der Martinimesse, ein mehrtägiges Fest zu Ehren des Heiligen Martins.
Eine Legende besagt, dass der Markt aus dem Stadtbrand vom Mai 1405 entstanden ist. So sollen die Freiburger zwei Monate lang bei den Aufräumarbeiten geholfen und «alle gefundenen Wertgegenstände getreulich abgegeben» haben, wie das BAK schreibt. Als Dank wurde ihnen das Recht verliehen, ihre Produkte in der Stadt zu verkaufen – im Jahr darauf soll der erste Zibelemärit stattgefunden haben.
Das Volksfest ist nicht nur bei den Einheimischen beliebt, auch die beliebte Kinderbuch-Figur Globi hat in «Globis Buch vom Schweizer Brauchtum» den Berner Zibelemärit bereits besucht.
Am Zibelemärit werden jeweils um die 30 Tonnen Zwiebeln verkauft. Besonders beliebt sind dabei die schön gebundenen «Zibelezöpfe». Unsere Mitarbeiterin Livia Baeriswyl hat vor kurzem eine Familie besucht, die bereits seit über zehn Jahren am Zibelemärit ihre Zöpfe verkauft. Dabei hat auch Livia selbst einen Zopf gebunden – und festgestellt, wie schwer die Arbeit ist. Auch dieses Jahr gibt es wieder «Lehmann's Zibelezöpf» zu kaufen.
Wie Norbert Esseiva, Leiter Orts- und Gewerbepolizei der Stadt Bern, auf Anfrage sagt, seien für den diesjährigen Zibelemärit 438 Anmeldungen eingegangen. Um einen Stand betreiben zu dürfen, müssen gemäss Orts- und Gewerbepolizei Zwiebeln oder Artverwandtes, Produkte mit Tradition oder diverse andere Marktprodukte verkauft werden.
«Wir versuchen jeweils im Marktgebiet eine gewisse Vielfalt herbeizuführen», erklärt Esseiva. So könne es Absagen bei Sortimenten geben, welche bereits mehrfach bewilligt worden sind, etwa Traumfänger oder Textilien. «Einzig Marktfahrende, welche Zwiebeln verkaufen, erhalten immer einen Standplatz», sagt der Leiter der Orts- und Gewerbepolizei. Auch für das nächste Jahr seien bereits Gesuche eingegangen.
So gross wie früher wird der Zibelemärit aber wohl kaum wieder werden. Norbert Esseiva erklärte der BärnToday-Redaktion im Vorjahr, dass das Marktgebiet seit einigen Jahren zugunsten der Sicherheit verkleinert worden sei. So werde es «wohl nie mehr über 600 Stände geben», sagt Esseiva.
Das Volksfest führt zu zahlreichen Einschränkungen im Verkehr in der Stadt Bern. Wie Bernmobil mitteilt, werde der öffentliche Verkehr ab Betriebsbeginn bis circa 21.30 Uhr umgeleitet oder aufgeteilt.
Damit sich Besucherinnen und Besucher schon möglichst früh mit Zibele und Glühwein versorgen können, fahren Busse und Trams bereits eine Stunde früher. Welche Linien tagsüber wie umgeleitet werden, findest du auf der Webseite von Bernmobil.
Für die Strassenreinigung der Stadt Bern steht in der Nacht nach dem Zibelemärit einer der grössten Einsätze des Jahres an. Letztes Jahr waren drei Dutzend Mitarbeitende im Einsatz, entsorgt wurden fast 20 Tonnen Material. Das hatte letztes Jahr auch mit dem Regen zu tun. Die Nässe macht unter anderem das Konfetti deutlich schwerer.
Das Konfetti landet schlussendlich in der Verbrennungsanlage – oder in der Kanalisation. Trotz der schieren Menge sorgt das dort nicht für Probleme, wie Andreas Niklaus, Leiter der Strassenreinigung, gegenüber der Today-Redaktion erklärte: «Das könnte man fast mit dem Toilettenpapier vergleichen, das wir in den WC-Anlagen herunterspülen.»