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Badi-Verbot für Ausländer in Porrentruy: SVP stimmt zu, SP ist dagegen

SVP-Fischer zu Badi-Ärger im Jura: «Sie treten in Gruppen auf und belästigen junge Frauen»

03.07.2025, 16:3703.07.2025, 18:36
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Die Gemeinde Porrentruy im Kanton Jura hat genug. Weil Gäste aus dem nahegelegenen Frankreich in ihrem Schwimmbad für Probleme sorgen, schränkt sie den Zugang nun stark ein.

Neu dürfen nur noch Schweizer Staatsangehörige, Personen mit Wohnsitz in der Schweiz oder solche mit einem Schweizer Arbeitsvertrag in die Badi. Die Massnahme gilt vom 4. Juli bis zum 31. August. Ausländerinnen und Ausländern, die keine dieser drei Anforderungen erfüllen, wird der Eintritt verwehrt. Dieser Beschluss hat die Gemeinde bereits 2020 einmal erlassen.

Lionel Maitre, verantwortlich für den Bereich Freizeit beim Gemeindeverband des Bezirks Porrentruy, erklärt, was zum jüngsten Ausschluss für Ausländer geführt hat:

«Es geht um Belästigungen gegenüber jungen Frauen, unangemessene Ausdrucksweise, Baden in Unterwäsche und auch gewalttätiges Verhalten nach Ermahnungen.»

«Entscheid absolut richtig»

SVP-Nationalrat Benjamin Fischer ist zwar noch nie in der Badi in Porrentruy gewesen. Dennoch ist für ihn klar, wer den Badi-Gästen das Leben schwer macht:

«Es sind junge Männer aus den Maghreb-Staaten, Syrien und Afghanistan. Sie treten in Gruppen auf und belästigen andere Menschen, vor allem junge Frauen, systematisch.»

Der Entscheid, ihnen und auch allen anderen Personen aus dem Ausland den Einlass zu verwehren, sei «absolut richtig».

Benjamin Fischer, SVP-ZH, stellt eine Frage waehrend der Debatte um das Verbot von Nazisymbolen waehrend einer Sondersession des Nationalrats, am Mittwoch, 17. April 2024, im Nationalrat in Bern. (KEY ...
Benjamin Fischer (SVP) unterstützt den Entscheid der Gemeinde Porrentruy.Bild: KEYSTONE

Fischer sagt: «Das Problem existiert nicht nur im Jura, sondern auch an ganz vielen anderen Orten in der Schweiz. Die Freibäder sind zu freien Jagdgebieten für junge Männer geworden, die eine andere kulturelle Prägung haben und sich nicht gewohnt sind, dass junge Frauen sich ganz normal im Bikini in der Badi aufhalten.»

«Die SVP betreibt Rassismus»

Einen ganz anderen Standpunkt vertritt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. Sie sagt:

«Es ist richtig, dass eine Badi Personen, die andere belästigen, nicht mehr reinlässt. Das gilt aber für alle Menschen, unabhängig der Herkunft.»

Was die Gemeinde Porrentruy mache, sei keine Lösung. «Sie wirft eine ganze Gruppe von Menschen in einen Topf.»

Tamara Funiciello, SP-BE, hoert der Antwort ihrer Frage zu, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Freitag, 13. Juni 2025 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Tamara Funiciello (SP) kritisiert das Badi-Verbot für Ausländer in Porrentruy.Bild: keystone

Auch mit der Haltung der SVP hat Funiciello Mühe. Die SVP ziele hier einmal mehr auf ausländische Täter und befeuere Fremdenfeindlichkeit. Sie führt aus:

«Wer Gewalt wirklich bekämpfen will, betreibt keinen billigen Populismus, sondern anerkennt, dass Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und als solches angegangen werden müsste. Wir müssen uns konsequent gegen alle Gewalttäter stellen, unabhängig davon, was für eine Passfarbe sie haben.»

Von Rassismus könne keine Rede sein, findet hingegen Fischer: «Der Entscheid von Porrentruy beruht auf Erfahrungswerten. Ich habe daher volles Verständnis.»

Allerdings sei die Regel wohl nicht gesetzeskonform. Fischer sagt: «Sie könnte gegen die Anti-Diskriminierungs-Strafnorm verstossen. Es wäre spannend zu sehen, wie ein Gericht urteilen würde, sollte jemand gegen die Regel klagen.»

Auch Funiciello stellt stark in Frage, ob das Vorgehen der Gemeinde Porrentruy rechtens ist.

Zahlreiches Fehlverhalten

Die Massnahme gilt vom 4. Juli bis zum 31. August. Ausländische Touristen, die Porrentruy besuchen und in einem Hotel oder Campingplatz übernachten, können aber eine Urlauberkarte lösen und das Schwimmbad so weiterhin besuchen.

A picture taken on July 30, 2020 shows the swimming pool of Porrentruy owned by the municipalty of the Swiss city, 10 km close to the french border, which has decided to restrict its access to Swiss c ...
Das Schwimmbad in PorrentruyBild: AFP

Porrentruy liegt nur wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt. In den vergangenen Wochen sei es zu zahlreichen Fällen von Fehlverhalten durch junge Menschen aus Frankreich gekommen. Trotz mehrerer Sicherheitsleute habe die Badi in Porrentruy die Probleme nicht in den Griff bekommen.

Die Kapazität des Schwimmbads liegt bei 900 bis 1000 Personen. Lionel Maitre vom Gemeindeverband sagt: «Die Einwohner von Porrentruy zahlen Steuern für ihr Schwimmbad, sie möchten es in aller Ruhe nutzen können.»

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455 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ray7
03.07.2025 16:59registriert Oktober 2020
Die Badi hätte kaum so gehandelt, gäbe es nicht ein klares Muster aus früheren Vorfällen. Ja, die SVP schürt oft rassistische Ressentiments, was falsch ist, hat aber immerhin den Mut, das Problem klar zu benennen. Gerade junge Männer aus Maghreb-Staaten, Syrien oder Afghanistan (bei weitem nicht alle!) verhalten sich teils respektlos und übergriffig gegenüber Frauen. Wer das leugnet, blendet die Realität aus. Der Schutz dieser Frauen sollte auch für die SP höchste Priorität haben — schliesslich pauschalisiert man dort sonst auch gerne, wenn es um „die Männer“ geht.
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haraS
03.07.2025 16:58registriert Januar 2023
Es kann ja auch nicht die Lösung sein, eine ganze Horde an Security einstellen zu müssen. Hier wurde das Problem grossflächig angegangen und somit sicher stark verringert. Ich als Frau finde das super, dass die Belästigungen etc. ernst genommen wurden.
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Iceman_69
03.07.2025 16:50registriert November 2019
Wenn Frau Funiciello gegen diese Lösung ist (was gemäss ihrer Aussage, keine Losüng sei). Könnte Sie ja ihr Lösungs-Vorschlag mitteilen?
Sieht man heutzutage leider immer mehr:
"Nein, dies und das geht nicht..." aber eine Lösung finden die dann für die Person auch stimmt, soll dann ein anderer?
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