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22-Jähriger will Jassgruppe für Junge gründen

Jass stammt ursprünglich aus den Niederlanden, gilt aber heute in der Schweiz als Nationalspiel.
Jass stammt ursprünglich aus den Niederlanden, gilt aber heute in der Schweiz als Nationalspiel.Bild: KEYSTONE / Gaetan Bally

22-Jähriger will Jassgruppe für Junge gründen

Ein 22-Jähriger aus Täuffelen sucht per Facebook nach jungen Menschen, um zusammen «Schieber» und «Differenzler» zu spielen – bisher ohne Erfolg. Hat das Schweizer Traditionsspiel bei jüngeren Generationen noch Zukunft?
01.06.2023, 09:1001.06.2023, 12:51
Lara Aebi / ch media
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Er ist 22 Jahre alt, wohnt in Täuffelen und jasst gerne: In der Facebook-Gruppe «Du bisch vom Seeland» sucht Saad Mohamed junge Menschen, die seine Leidenschaft teilen.

«Ich denke, eine junge Jassgruppe würde für Abwechslung sorgen», sagt Mohamed. Denn: In den bestehenden Jassgruppen würden vor allem ältere Leute spielen. Der Jass-Fan wünscht sich daher eine Gruppe von Personen, die zwischen 18 und 26 Jahre alt sind und sich ein bis zwei Mal pro Monat im Raum Seeland zum Jassen treffen, um «Schieber» und «Differenzler» mit französischen und deutschen Karten zu spielen. Warum genau dieses Altersspektrum? «Ich halte 18- bis 26-jährige Personen für eine gute Altersgruppe», meint der 22-Jährige.

Mohameds Leidenschaft fürs Jassen wurde durchs Fernsehen entfacht. «Durch die Sendungen ‹Donnschtig-Jass› und ‹Samschtig-Jass› – damals noch mit Monika Fasnacht – bin ich darauf gekommen», verrät der Täuffeler. Beigebracht habe er es sich vor allem selber, aber auch der verstorbene Partner seiner Grossmutter habe mit ihm gejasst. Einen «Differenzler», wie er in den SRF-Sendungen gespielt wird, jasst er regelmässig mit seiner Mutter.

Gerne würde er dies aber auch mit anderen jüngeren Personen tun. Doch: Die Rückmeldungen auf seine Facebook-Posts sind bisher eher verhalten. «Bis anhin haben sich leider noch nicht genügend Leute gemeldet.»

Auch Teenager lernen noch jassen

Woran liegt das? Einerseits ist in den Kommentaren des Posts zu lesen, dass sich manche Facebook-Userinnen und -User ab der festgelegten Altersobergrenze stören. Andererseits stellt sich aber auch die Frage, ob sich jüngere Menschen überhaupt noch fürs Jassen interessieren.

Das Projekt «Jass mit Spass» der Oberstufenschule Hofmatt in Huttwil hat Ende letzten Jahres bewiesen: Sogar Teenager können sich fürs Jassen begeistern. Die Idee: Seniorinnen und Senioren bringen einer 7. Klasse bei, wie man jasst. Die Idee hatte ein Schüler, der jassen lernen wollte und es sich von seinem Lehrer beibringen liess. Im Gegenzug zeigte der Schüler dem Lehrer verschiedene Schachtaktiken. Das Projekt fand bei Alt und Jung gleichermassen Anklang.

Doch wie viele jüngere Menschen bleiben dem Jass treu? Michael Affolter ist Leiter der Jasssektion Bern City, die dem Eidgenössischen Differenzler-Jass-Verband angehört. Er bestätigt, dass an den regelmässig stattfindenden Jassturnieren unter 40-jährige Jassende eher die Ausnahme sind. Etwa 10 Prozent dieser Altersgruppe nehme jeweils teil, der Altersdurchschnitt liege ungefähr bei 68 Jahren.

Das Interesse am Jassen sei auch bei jungen Leuten vorhanden, sagt Affolter. «Wir organisieren jährlich in Zusammenarbeit mit der Firma PAX und SRF drei Differenzler-Jassturniere für 15- bis 55-Jährige, bei welchen insgesamt über 220 Jassende mitspielen.» Doch warum gibt es nicht mehr Jassgruppen für jüngere Menschen? «Ich stelle fest, dass sich die jüngere Generation nicht mehr gerne bindet und dem Verein beitritt, sondern lieber spontan an einem Anlass teilnimmt», sagt Affolter. Dass das Schweizer Traditionsspiel einmal ganz verschwinden könnte, glaubt er aber nicht. Das dürften Jass-Begeisterte wie der 22-jährige Saad Mohamed verhindern.

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