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Wie steht es um die Traditionskinos im Kanton Bern?

Das Kino Capital in Bern wurde 2019 geschlossen.
Das Kino Capital in Bern wurde 2019 geschlossen.Bild: blue Entertainment AG

Wie steht es um die Traditionskinos im Kanton Bern?

Das Kino Royal in Aarberg ist zum Verkauf ausgeschrieben. In Zeiten von Multiplex-Kinos wird es für kleine Traditionskinos immer schwieriger, Besucherinnen und Besucher anzulocken. Wir haben bei drei Betreibenden aus dem Kanton Bern nachgefragt, wie es ihrem Kino geht.
02.04.2023, 04:1702.04.2023, 04:17
Raphael Willen / ch media
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«Aufgrund der stets rückläufigen Besucherzahlen sowie den weiterhin laufend ansteigenden Betriebskosten beginnen wir das neue Jahr mit einer bis auf Weiteres andauernden Kreativitätspause», schreibt das Kino Royal auf seiner Website. Seit dem 1. Januar dieses Jahres zeigt das Traditionskino in Aarberg keine Filme mehr.

Im letzten Jahrzehnt gingen im Kanton Bern immer wieder kleinere Kinos zu. In der Stadt Bern beispielsweise wurden von 2016 bis 2019 sieben Kinos geschlossen. Zwar eröffnete die Betreiberin Blue Cinema dafür in Muri den Kinokomplex Cinedome mit zehn Sälen. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass immer mehr traditionelle Kinos von der Bildfläche verschwinden.

Hier siehst du einige bekannte Kinos, die in den letzten Jahren in Bern schlossen.

Doch wie geht es anderen Traditionskinos im Kanton Bern, die den Betrieb weiterhin aufrechterhalten? Im Kino Brienz gehen die Besucherzahlen ebenfalls zurück, besonders seit der Corona-Pandemie. «Es ist spürbar, dass sich die Menschen mehr zu Hause mit grossen Bildschirmen eingedeckt haben und nun auch so das breite Filmangebot online nutzen», sagt Dorothea Egli, Vorstandsmitglied des Kinos.

Ladies Night und Privatanlässe

Um mehr Leute anzusprechen, bietet das Kino Brienz nebst Filmvorführungen auch andere Anlässe wie eine Ladies Night an. Zudem kann der Kinosaal für private Anlässe gemietet werden. Dorothea Egli hofft, dass man in Brienz auch in den nächsten Jahren ins Kino gehen kann. «Unser Verein ist motiviert, das ehrwürdige Kino noch lange zu erhalten und so vielen Besuchern ein besonderes Filmerlebnis zu bescheren.»

Im Kino Meiringen habe man nach dem Corona-Einbruch auch einen Besucherrückgang gespürt, erklärt Hanna Gubler, Präsidentin des Fördervereins Cinema Meiringen. Trotzdem sagt sie: «Wir sind zuversichtlich.» Mithilfe der Covid-19-Finanzhilfe des Bundesamts für Kultur und eines Crowdfundings konnte das Projekt «Kino+» realisiert werden: Der Kinosaal ist neu mit Stühlen und kleinen Tischen ausgestattet, um «soziale Kontakte zu erleichtern». Seit vergangenem Januar wird zudem einmal monatlich ein Bühnenanlass organisiert, an dem Kleinkünstler auftreten. Auch Spezialanlässe wie Regisseur-Talks gehören neu zum Programm. «Die ersten drei Bühnenanlässe waren ausverkauft und auch bei anderen Anlässen waren merklich mehr Leute im Kino», so Gubler.

Mehr Besucher als vor Corona

Im Kino Grünegg in Konolfingen sieht es betreffend Besucherzahlen völlig anders aus als in Brienz und Meiringen. «Es kommen mehr Leute zu uns als vor der Corona-Zeit», sagt Kaspar Bigler, der das Kino mit seinem Bruder und dessen Frau führt. «Die Filmwahl ist entscheidend.» Nicht alle Filme würden die Leute gleich ansprechen. Was in Konolfingen speziell gut laufe, seien Opern- und Ballettübertragungen.

Als Familienbetrieb rentiere das Kino aber nur, wenn man einen zweiten Beruf habe, erklärt Kaspar Bigler, der hauptberuflich als Zahnarzt arbeitet. Bigler will sein zweites Standbein mit seinem Bruder und seiner Schwägerin so lange wie möglich aufrechterhalten. Denn er weiss auch: «Wir würden für das Kino-Gebäude wahrscheinlich keinen Käufer finden, wenn wir es nicht mehr betreiben könnten.»

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