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Wittigkofen: «Ein Dorf in der Stadt» kämpft gegen das Ladensterben

Béatrice (79) und Luna (17) haben beide den grössten Teil ihres Lebens im Berner Quartier Wittigkofen verbracht. Im Quartierporträt erzählen sie über ihre Erfahrungen.
Béatrice (79) und Luna (17) haben beide den grössten Teil ihres Lebens im Berner Quartier Wittigkofen verbracht. Im Quartierporträt erzählen sie über ihre Erfahrungen.

Wittigkofen: «Ein Dorf in der Stadt» kämpft gegen das Ladensterben

Wittigkofen prägt durch seine Hochhäuser im Osten Berns das Stadtbild. Als «Dorf in der Stadt» wird das Quartier bezeichnet. Doch das «Dorf» kämpft gegen das Ladensterben – eine Migros-Filiale und eine Apotheke zogen bereits weg. Welche Auswirkungen hat das auf das Quartier? Wir haben mit einer älteren und einer jüngeren Bewohnerin über das Leben in Wittigkofen gesprochen.
14.04.2024, 06:1614.04.2024, 06:16
Warner Nattiel, Lara Aebi / ch media
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Wer von Thun mit dem Zug oder Auto nach Bern reist, sieht die Hochhäuser von Wittigkofen bereits von weitem. Die gestuften Hochhäuser künden an, dass das Zentrum der Bundesstadt nicht mehr fern ist.

Erschlossen mit der Tramlinie Nummer 8 (Brünnen Westside – Saali), erreichen in Wittigkofen wohnhafte Menschen innert 12 Minuten das Zentrum von Bern. 2022 zählte das Quartier knapp 5700 Einwohnerinnen und Einwohner. «Ein Dorf in der Stadt» nennen sie ihren Wohnhort liebevoll.

Das Schloss Wittigkofen gab dem Quartier seinen Namen. Die Hochhäuser von Wittigkofen im Osten Berns sind ein Relikt aus den Siebzigerjahren.

Im Juni 2023 feierte die Siedlung mit einem Quartierfest ihr 50-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten waren mit Spektakel verbunden: Eine Frau balancierte in schwindelerregender Höhe auf einem zwischen den Hochhäusen von Wittigkofen gespannten Seil – und stürzte. Ins Seil, versteht sich.

Nach der Migros schloss die Quartier-Apotheke

Wittigkofen geriet aber nicht nur durch Feierlichkeiten in die Schlagzeilen. Letzten Juli sorgte die Schliessung der Migros-Filiale im Quartierzentrum für Aufruhr und rote Köpfe bei Anwohnerinnen und Anwohnern. Die nötige Renovation hätte sich wirtschaftlich nicht gelohnt, begründete die Genossenschaft Migros Aare ihren Entscheid.

Gegen die Situation protestierten rund 50 Personen im Quartierzentrum. «Es ist, als würde eine Lebensader des Quartiers abgeschnitten», beschrieb eine Anwohnerin die Situation gegenüber TeleBärn. Mit der Schliessung falle ein wichtiger Treffpunkt des Quartiers weg.

Die Schliessung der Migros-Filiale führt auch andere Läden im Quartierzentrum Wittigkofen vor Probleme: Einem Coiffeurladen fehlt die Laufkundschaft; die Apotheke musste erst ihre Öffnungszeiten einschränken, bevor sie schliesslich ganz schliessen musste. Eine Denner-Filiale soll die Grundversorgung im Quartier noch sicherstellen. Doch das Sortiment der Migros-Tochter reicht vielen Bewohnerinnen und Bewohnern nicht.

Bewohnerinnen und Bewohner kämpfen um die Wiederbelebung des Quartierzentrums

Was also tun? Ob je wieder andere Länden in das Quartier einziehen, ist zurzeit ungewiss. Der Ball liege bei der zuständigen Liegenschaftverwaltung, schreibt die Überbauungsgenossenschaft Murifeld-Wittigkofen (UBG) auf ihrer Website. Die UBG ist mit der zuständigen Liegenschaftsverwaltung in regem Kontakt. «Es braucht aber etwas Geduld, müssen doch vor einer Wiedervermietung auch bauliche Anpassungen geprüft und genehmigt werden.»

Derweil versucht der Quartierverein Wittigkofen auf eigene Weise, das Quartier wiederzubeleben. Seit Anfangs März findet im Atrium des Gebäudes jeden Montag zwischen 9 und 11.30 Uhr das «Montagskaffee» statt, um den Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers eine Möglichkeit zum gemütlichen Beisammensein zu bieten.

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