Martina Hesse: Wir haben diesen Entscheid natürlich nicht von heute auf morgen getroffen, das war schon etwas länger geplant. Mit dem Start des Ausverkaufs in Biel wird das Ganze realer und dadurch auch emotionaler. Auf der anderen Seite ist es sehr erfreulich, wie viele Leute uns aufgrund des Ausverkaufs jetzt noch besuchen.
In erster Linie sind es wirtschaftliche Gründe. Das Kaufverhalten der Leute hat sich verändert, es wird viel mehr online eingekauft. Der Grosshandel bietet mittlerweile einen grossen Teil unseres Sortiments an. Zudem werden die Lokalitäten in Bern und Biel saniert, wir hätten also bald umziehen müssen. Das alles hat dazu geführt, dass wir entschieden, in diesem Jahr aufzuhören. So können wir einen sauberen Schlussstrich ziehen, ohne in einen Konkurs hineinzulaufen.
Das war Mitte dieses Jahres.
Nein, denn wir haben ganz klare Ziele, die wir erreichen müssen, um als Firma gesund zu bleiben. Durch die Umsatzzahlen wurde uns dieser Entscheid abgenommen. Wir sahen kein Potenzial mehr in der Kostensenkung, deshalb war es schlussendlich ein faktischer Entscheid.
Sehr verständnisvoll. Viele sind betroffen und teilweise auch fassungslos, weil sie mit unserem Laden aufgewachsen sind. Teilweise kommen Leute schon seit ihrer Kindheit zu uns, um Bastelmaterial zu kaufen. Viele Erinnerungen sind damit verbunden, das kann den Einen oder Anderen auch emotional stimmen.
Wir haben sehr gute und grösstenteils langjährige Mitarbeitende. Auch wenn es sich abgezeichnet hat, war es für einige ein Schock. Die meisten haben eine Anschlusslösung gefunden, was mich sehr freut.
Bis dann mal alles abgeschlossen ist, wird es sicher noch eine Weile dauern – deshalb ist es jetzt noch etwas früh, an etwas Neues zu denken. Ich freue mich aber sehr auf eine neue Herausforderung und bin offen, wie es weitergeht.
Wir sind immer stark auf die Kundenbedürfnisse eingegangen. In Biel haben wir den Party-Sektor stark ausgebaut – deutlich mehr als in Bern, wo die Konkurrenz in diesem Bereich grösser war. Der Bereich hat den Laden nochmals stark verändert, wovon wir lange profitieren konnten.
Nein, definitiv nicht. Wir dürfen auch ein wenig stolz darauf sein, dass wir so lange einer der Mitbewerber sein durften. In Bern gibt es noch das Bastelzentrum, welches schon lange dabei ist. Sonst gibt es in der Schweiz kaum noch Bastel-Fachmärkte. Da gehören wir noch zu den Einzigen.
Spätestens seit Corona haben viele gemerkt, dass man sämtliche Artikel auch online findet. Bestellungen können mittlerweile sehr unkompliziert getätigt werden. Das haben wir gespürt, zumal wir mit den Online-Preisen nie mithalten konnten. Da wird man immer verglichen.
Ich habe die Firma wirklich mit Herzblut geführt. Es war für mich enorm lehrreich, direkt nach der Lehre in das Unternehmen einzusteigen und schon viel Verantwortung übernehmen zu dürfen. Es war eine sehr schöne Zeit, in der wir auch viele Erfolge feiern durften.
Wir werden wirklich fast überrannt. Es ist schön zu sehen, dass die Leute unbedingt noch Produkte ergattern wollen.