In vielen Unternehmen scheint es selbstverständlich, dass hierarchieübergreifend geduzt wird. Ob das auch in Berner Firmen der Fall ist? BärnToday hat nachgefragt.
Offiziell schon seit 2008 wird intern bei Swisscom die Du-Kultur gelebt. Auf Anfrage sagt das Unternehmen: «Sie ist Teil und Ausdruck unserer Kultur, des Umgangs miteinander und unterstützt den Dialog und die Zusammenarbeit.» Aber nicht nur beim Telefonanbieter wird schon lange nicht mehr das Sie benutzt, auch an der PH Bern wird die Du-Form seit der Gründung 2005 von den meisten Mitarbeitenden verwendet.
Seit circa fünf Jahren hat sich auch die SBB bei sämtlichen Hierarchiestufen auf das kollegiale Du geeinigt. Die SBB wollen in diesem Jahr sogar noch einen Schritt weitergehen, wie sie auf Anfrage von BärnToday erklären: «Um diese Du-Kultur auch an potenzielle künftige Kolleginnen und Kollegen nach aussen zu tragen, wechseln wir per 1. Juni 2023 im Recruiting in der Deutschschweiz und im Tessin bei der Kommunikation mit Bewerberinnen und Bewerbern vom Sie zum Du – von Anfang an und in sämtlichen Hierarchiestufen.»
Die BLS macht bereits länger davon Gebrauch, wie sie auf Anfrage bestätigen: «Wir führen bereits Bewerbungsgespräche per Du».
Etwas mehr Zeit für die Einführung der Du-Form brauchte die Migros Aare: «Seit Beginn dieses Jahres darf ganz offiziell geduzt werden. Über alle Hierarchiestufen hinweg. Es gibt aber keinen Zwang, man darf, muss aber nicht», erklärt die Medienstelle. Oder auch die Galenica AG: «Die Duz-Kultur wurde im Herbst 2020 gruppenweit intern eingeführt», so das Unternehmen. Gründe für die flächendeckende Einführung seien Wertschätzung und die Schaffung einer Vertrauensbasis.
Spricht man übers Duzen und Siezen, muss man sich ins Bewusstsein rufen, dass diese Diskussion bei vielen Sprachen nicht geführt werden muss – da die Höflichkeitsform nicht überall benutzt wird. Und auch wenn Französisch gleich wie Deutsch eine Du- und eine Sie-Form hat, ist der Gebrauch nicht genau gleich, wie Ruth Perracini-Liechti von der Stadt Biel erklärt: «Die Bieler Stadtverwaltung ist zweisprachig. Wir müssen hier festhalten, dass die frankofone und deutschsprachige Sprachkultur betreffend dem Du und Sie nicht ähnlich sind. Bei den Romands ist es nicht üblich, jemanden aus dem Arbeitsumfeld ab dem 1. Arbeitstag zu duzen.»
Das merke die Stadt Biel im Speziellen bei den Auszubildenden: «Wir haben festgestellt, dass einige junge Mitarbeitende Mühe mit dem Siezen haben. Auf der anderen Seite zeigen einige jugendliche Romands Mühe, ihre Vorgesetzten zu duzen.»
Die Antworten der verschiedenen Unternehmen lassen darauf schliessen, dass die Du-Kultur bei Mitarbeitenden wie auch bei den Chefetagen gut ankommt.
Reto Sopranetti, Geschäftsleiter der Migros Aare, beispielsweise begrüsst das Duzen im Team. Und auch die Post hat positive Erfahrungen gemacht: «Der Übergang vom Sie zum Du in grossen Unternehmen war in den letzten Jahren eine landesweite Entwicklung und ist gesellschaftlich breit akzeptiert. Dem tragen wir Rechnung. Damit ist die Post am Puls der Zeit», so Erich Goetschi, Mediensprecher der Post auf Anfrage. Und CSL Behring ist überzeugt, dass ein informeller Umgangston dazu beitrage, die Kommunikation zu erleichtern, die Teamarbeit zu stärken und Barrieren zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen abzubauen.
Wie die Kantonspolizei Bern bestätigt, ist auch bei ihnen die Du-Form verbreitet: «Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter duzen sich über sämtliche Hierarchien hinweg.» Diese Art des Umgangs fördere die Wertekultur. Es gehe darum, den Korpsgeist zu fördern sowie über alle Hierarchie- und Altersstufen auf gleicher Augenhöhe zu interagieren.
Was hältst du von der Du-Kultur? Schreib es uns in die Kommentare.